Peter Kludig, Leipzig
Offener Brief an:
RA Svend-Gunnar Kirmes, Grimma
Leipzig, den 27. August 2009
Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt Svend-Gunnar Kirmes,
auf Ihrer Homepage geben Sie an, dass Sie von „1971 bis Anfang Sept. 1989 SED Mitglied“gewesen sind. In Zeitungsanzeigen präsentieren Sie sich als Vertreter der „Friedlichen Revolution“.
Da Sie sich als CDU-Landtagskandidat um ein herausgehobenes Amt bewerben, ich allerdings in Ihrer Kandidatur für den Sächsischen Landtag ein Problem sehe,möchte ich Sie bitten zur Aufklärung des folgenden Sachverhaltes beizutragen.
Im Jahre 1985 bewarb ich mich, nach meiner achtjährigen Stasi-Haft wegen versuchter Republikflucht, auf Grund einer Stellenanzeige bei Ihnen als Heizer für Ihre Rechtsanwaltskanzlei. Sie stellten mich ein und nach ca. sechs Monaten, also im Frühjahr 1986, nachdem Sie sich mein Vertrauen erworben hatten – heute würdeich von erschlichen sprechen -, wurde ich Ihr Mandant in meinem Ehescheidungsverfahren. Bei der Einsichtnahme in meine Stasi-Akte fand ich dort den Eintrag eines Rechtsanwaltes, dessen Name geschwärzt worden war, in dem dieser über mein Privatleben und negativ über meine politische Einstellung berichtete. Dieser Eintrag erfolgte während jener Zeit, in der ich Ihr Mandant war.
Sie waren in jener Zeit der einzige Rechtsanwalt, mit dem ich überhaupt in Kontakt gestanden habe. Deshalb stellt sich für mich nun die Frage, ob Sie die betreffenden Informationen wörtlich oder sinngemäß an die Staatssicherheit weitergereicht haben. Wäre dies der Fall, müsste ich davon ausgehen, dass Sie damals Mandantenverrat betrieben haben. Ich bitte Sie weiterhin um Auskunft darüber, ob und gegebenenfalls während welchen Zeitraums Sie mit dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR zusammengearbeitet haben.
Ich gehe davon aus, dass Sie sich an diesen Vorgang entsinnen können und dass ich das Recht auf eine zügige und ehrliche Antwort von Ihnen habe. Da es sich keineswegs um einen rein privaten Vorgang handelt, sondern in Anbetracht Ihrer Landtagskandidatur um einen von öffentlichem Interesse, erlaube ich mir, dieses Schreiben als Offenen Brief zu behandeln.
In Erwartung Ihrer Antwort
Peter Kludig