Dresden (DNN). Karl Nolle ist eine der wenigen Reizfiguren in der sächsischen Landespolitik. In seinem Aufklärungsdrang kennt er weder Freund noch Feind. Das schlägt sich in seiner öffentlichen Anerkennung nieder, wie jetzt auch ein DNN-Barometer zeigt. Nach der Umfrage, die das Institut für Kommunikationswissenschaft an der TU Dresden im Auftrag der DNN durchführte, gehen die Ansichten der Dresdner über Nolles Wirken weit auseinander.
Seit seinem Einzug in den Landtag vor zehn Jahren malträtiert der Druckereibesitzer vor allem die CDU und ihre personelle Vernetzung in Verwaltung und Institutionen. Er betrieb den Sturz von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, bei dessen Nachfolger Georg Milbradt sägte er am Stuhl und trotz SPD-Regierungsbeteiligung war ihm auch Milbradt-Erbe Stanislaw Tillich nicht heilig.
Kurz vor der Wahl vom vergangenen Sonntag veröffentlichte der SPD-Politiker sein Buch „Sonate für Blockflöte und Schalmeien“. Er sammelt darin so allerlei Details über die staatstragende Rolle der CDU als DDR-Blockpartei, die von manchem Christdemokraten heute gern vergessen werden. Doch weil Nolle unter anderem selbst Familienangehörige von Politikern ins Visier nahm, gab es Gegenwind – auch von seinen Genossen, einige betrachten die Vergangenheitsaufarbeitung der speziellen Art als Eigentor.
In der Dresdner Bevölkerung kam das ähnlich an. 22 Prozent der Befragten im DNN-Barometer sehen den vom Buch ausgehenden Schaden eher bei der SPD, nur sieben allein bei der CDU. Für ein Viertel der Dresdner ist der Schaden auf beide Parteien gleichmäßig verteilt. Ein weiteres Viertel kann überhaupt keine negative Wirkung erkennen und 21 Prozent wissen nicht, wie sie die Angelegenheit bewerten sollen.
Auffällig ist, dass die Jüngeren, die keine oder nur wenig DDR-Erfahrungen haben, in Nolles Buch eher eine Belastung für die CDU und keine oder kaum eine für die erst nach der Wende im Osten wiedergegründete SPD sehen.
Bei den 18 bis 25-Jährigen ist das bei jedem Vierten der Fall. Bei den Älteren ab 45 Jahre sieht es genau andersherum aus. Bei den Älteren sind es auch stabil um die 25 Prozent, die Schäden für beide Parteien konstatieren.
Ingolf Pleil