Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 02.09.2009

Keine Tricks bitte, sondern Konzepte

Michael Rothe zu den jüngsten Zahlen vom Arbeitsmarkt
 
Wer nach der jüngsten Erwärmung von Geschäfts-und Konsumklima frohlockt hat, die Krise sei überstanden, der sollte angesichts der neuen Arbeitsmarktzahlen seine Kleiderwahl überprüfen. Auch wenn Arbeitsagenturchef Weise gestern Entwarnung gab und vier Millionen Arbeitslose in diesem Jahr ausschließt: Die Deutschen werden sich warm anziehen müssen, und das hat nicht nur mit dem Herbst zu tun.

Der bundesweite Zuwachs um 9 000 Erwerbslose hört sich wenig an, bedarf aber einiger Fußnoten. Ohne die nicht erfassten Ein-Euro-Jobber, ABM-ler und Umschüler wäre die Statistik schon dort, wo sie die Schwarzmaler 2010 sehen: bei fünf Millionen. Dazu gibt es Erwerbslose, die von Privatvermittlern betreut werden und seit Mai auch nicht mehr gezählt werden. Neben solchen Tricks rettete die Kurzarbeit eine halbe Million Vollstellen. Und, Petrus sei dank, hatten im Sommer Saisonkräfte in Biergärten und auf den Feldern wochenweise einen Job. Ferner geht bei der Arbeitsagentur das Gerücht, die Arbeitgeber würden mit Entlassungen bis nach der Bundestagswahl warten, um die Regierung zu schonen.

All das verschweigt die Kanzlerin, als sie die Nürnberger Zahlen eine „sehr gute Botschaft" nennt und ihre Politik auf dem richtigen Weg sieht. Doch Kurzarbeit hilft nicht ewig, und auch der Sommer geht irgendwann zu Ende. Statt statistischer Tricks braucht es praktikable Konzepte und günstige Rahmenbedingungen. Die Lösung liegt nicht in weniger Kündigungsschutz, sondern in verbesserter Arbeitsvermittlung und Qualifizierung. Das sei jenen gesagt, die erwartungsfroh schwarz-gelbe Fähnchen in den Herbstwind hängen.

Karl Nolle im Webseitentest
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