Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 20.06.2000

Hoch im Kurs: Metall und Medienberufe

Nolle: Mangelhafte Ausstattung am beruflichen Schulzentrum für Technik in Dresden
 
DRESDEN. Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Berufliche Schulzentrum für Technik (BSZ) in Dresden-Reick kaum von einer anderen Plattenbauschule. Beim zweiten aber ist hier großes Engagement der 36 Lehrerinnen und Lehrer bei der Ausbildung von 1.100 Jugendlichen zu spüren.

Eine überdachte Arbeitsfläche im Hof, zwar betagte, aber liebevoll in Schuss gehaltene Maschinen, Fotoausstellungen im Schulgebäude. Überall ist Individualität zu spüren. "Wir arbeiten hart aber mit Freude, um gemeinsame Ziele zu erreichen: Menschliche Kompetenz und eine bestandene Kammerprüfung", sagt Schulleiterin Monika Bäßler.
"Die relativ kleine Schule hat Vorteile, die Lehrer kennen einen besser und helfen, wenn mal Not ist", sagt Ricarda Tillig, Augenoptikerin im dritten Lehrjahr. Doch was sie für einen Vorzug hält, könnt langfristig zum Nachteil gereichen. Angesichts allgemein sinkender Zahlen von Auszubildenden gibt es um die Schule immer wieder Diskussionen. Niemand kann sicher sagen, was aus der Schule in vielleicht fünf Jahren wird. Derzeit ist sie viel zu klein. Ein Anbau wäre dringend erforderlich. Vorstellungen und Pläne dazu gibt es reichlich, aber kein Geld. Nur die Schule steht immer wieder in der Warteschleife. Dabei ist gerade in den letzten Jahren ein deutliches Anwachsen des Interesses junger Leute an Berufen der Metallverarbeitung sowie der Medien zu verspüren. 1992 als das BSZ gegründet wurde, sollte der Druckbereich mangels Nachfrage ganz "sterben". Gerade einmal 16 Schüler gab es damals. "Jetzt bilden wir pro Jahrgang vierzügig aus", sagt Monika Bäßler. Doch dieser Beruf bereitet ihr größere Kopfschmerzen. Als 1998 die Ausbildung zum Mediengestalter aus der Taufe gehoben wurde, sollte dafür auch neue Technik angeschafft werden. Monika Bäßler beantragte immer wieder die dringend notwendigen Gelder. Doch immer wieder trafen sie Sparrunden im Rathaus. So gibt es längst nicht genügend IBM-kompatible Computer für den paktischen und theoretischen Unterricht. Kein Verständnis dafür hat Druckereibesitzer und SPD- Landtagsabgeordneter Karl Nolle, dessen Azubis in dieser Schule das theoretische Rüstzeug erhalten. "Die meisten Computer sind uralt, die Software wird zum Teil von den Lehrern selbst mitgebracht, damit die Lehrlinge etwas lernen können", sagt er. Der Freistaat werde seinem verfassungsmäßigen Auftrag im dualen System nicht gerecht. "Wir haben schon beim Wirtschafts- und Kultusministerium protestiert. Es ist erschreckend, dass in einer Stadt mit Hightech-Anspruch wie Dresden, solche katastrophalen Ausbildungsbedingungen herrschen. Da kann sich die Staatsregierung nicht einfach zurückziehen und sagen, das sei Aufgabe der Stadt", sagt Nolle. Die Leipziger haben übrigens für die Ausbildung ihrer Drucker und Mediengestalter umfangreiche Fördermittel erhalten. Ähnlich schlecht, sagt Nolle, sehe es im Bereich Metalltechnik aus. Auch hier kann nur eine gute Ausbildung an den Maschinen gesichert werden, weil Lehrausbilder selbst Maschinen aus Konkursbetrieben erworben und wieder fit gemacht haben.
(von Bettina Klemm)

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