Agenturen dpa, 16:59 Uhr, 02.04.2010
(Hintergrund) Stichwort: DDR-Kinderheime
Leipzig (dpa) - Zuletzt gab es in der DDR 474 staatliche Heime: «Normalkinderheime», «Durchgangsheime» und «Spezialheime». Am meisten Unrecht geschah in den Spezialheimen, zu denen auch der geschlossene Jugendwerkhof Torgau zählte. In diese Heime wurden Kinder und Jugendliche eingewiesen, die dem Ideal der sozialistischen Jugend nicht entsprachen und sich in das System nicht einordnen wollten; also etwa Schulschwänzer. Sie galten als Schwererziehbare. Die Heime hatten den Auftrag, diese «Problemkinder» zu «sozialistischen Persönlichkeiten» umzuerziehen - durch strenge Disziplin und erzwungene Einordnung in das Kollektiv.
Gelang dies nicht, wurden Jugendliche in den geschlossenen Jugendwerkhof nach Torgau gebracht, wo sie zunächst drei Tage Einzelarrest bekamen. Persönliche Gegenstände durften in den Jugendwerkhof nicht mitgenommen werden, die Haare wurden ihnen kurz geschoren.
In Torgau mussten mehr als 4000 Teenager zwischen 1964 und 1989 massive Demütigungen sowie körperliche und psychische Gewalt ertragen - ohne dass für die Einweisung ein Gerichtsurteil nötig war. Nach Angaben der Gedenkstätte lebten zur Wende rund 30 000 Kinder und Jugendliche in den staatlichen Heimen der DDR.
(Internet:www.jugendwerkhof-torgau.de)
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021659 Apr 10