Agenturen dapd, 16:05 Uhr, 18.11.2010
Beleites: «Schweigekartell» wusste von Richters Stasi-Vergangenheit
Dresden (dapd-lsc). Der sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Michael Beleites, hat im Zusammenhang mit den Stasi-Vorwürfen gegen den Dresdner Historiker Michael Richter von einem «Schweigekartell» gesprochen. Die Angaben der Stasi-Unterlagen-Behörde von 1991, nach denen Richter zur Zusammenarbeit dem MfS genötigt worden sei, seien schon damals falsch gewesen, «und zwar wissentlich falsch», sagte Beleites am Donnerstag der Nachrichtenagentur dapd in Leipzig. Die Akten ließen diesen Schluss überhaupt nicht zu.
Diesen Sachverhalt müssten damals mehrere Menschen rund um das Institut und auch in der Staatsregierung gewusst haben. Es werde spannend, herauszufinden, «wer an diesem Schweigekartell alles beteiligt gewesen war», sagte Beleites. Der Kreis sei vermutlich gar nicht so klein. Ob Richter weiter am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung arbeiten könne, müsse sich das Institut selbst fragen, sagte Beleites.
Richter arbeitet seit 1994 an dem Dresdner Institut und hat dort unter anderem Arbeiten zur Stasi wie auch zu den friedlichen Protesten im Herbst 1989 verfasst. Richter war in der DDR aufgewachsen und Anfang der 1980er Jahre in die Bundesrepublik übergesiedelt.
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181605 Nov 10