Sächsische Zeitung, 19.11.2010
IM-Vorwurf gegen Historiker des Arendt-Instituts
Der wissenschaftliche Mitarbeiter Michael Richter soll in der DDR inoffiziell für die Staatssicherheit gearbeitet haben.
Berlin/Dresden. Michael Richter, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung, soll für die frühere DDR-Staatssicherheit gearbeitet haben. Die Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen bestätigte gestern Medienberichte, wonach Richter von Januar 1979 bis April 1981 als inoffizieller Mitarbeiter „IM Thomas“ geführt wurde.
Innerhalb der gut zweijährigen Zusammenarbeit soll er Informationen über Kirchenkreise, Freunde und Kommilitonen weitergegeben und dafür von der Staatssicherheit 1180 DDR-Mark als Belohnung erhalten haben. 1981 reiste Richter in die Bundesrepublik aus und kam erst nach der Wende in den Osten zurück. Der 57-jährige Historiker ist seit 1994 an dem Dresdner Institut beschäftigt und forscht dort vor allem über die friedliche Revolution in Sachsen. Wiederholt publizierte Richter dabei auch über das Thema DDR-Staatssicherheit.
Die Grünen erheben deshalb auch Vorwürfe gegen Sachsens Ex-Wissenschaftsminister und heutigen Landtagspräsidenten Matthias Rößler (CDU). Der müsse offenlegen, wie es 1994 trotz der Kenntnis von Richters IM-Tätigkeit zu einer Einstellungsentscheidung gekommen sei. Rößler war damals Vorsitzender des Kuratoriums des Hannah-Arendt-Instituts. Das Institut selbst erklärte, man habe im August 2010 ein Auskunftsersuchen zu Richter bei der Birthler-Behörde gestellt. Erste Unterlagen lägen vor. Mit diesen wolle man sich auf der regulären Kuratoriumssitzung am nächsten Dienstag befassen. (SZ/gs)