Spiegel Heft 52, Vorabmeldungen, 23.12.2010
Sachsen LB: Millionenklagen wegen hochspekulativer Anlagen
Die Millionenforderungen des Freistaats Sachsen gegen ehemalige Vorstände der notverkauften Landesbank stützen sich auf einen besonders krassen Fall der Kapitalvernichtung. In der Klageschrift der von Sachsen beauftragen Kanzlei Latham & Watkins wird exemplarisch die Investition in den Fonds "Synapse High Grade ABS Fund No. 1 plc" angegriffen. Der Fonds sei bereits im Verkaufsprospekt als "hochspekulatives Produkt" beschrieben worden, stets habe "der Totalverlust des investierten Kapitals gedroht".
Das Verlustrisiko, schreiben die Anwälte, sei letztlich höher gewesen, "als wenn die Sachsen LB am Roulettetisch 200 Millionen Euro auf Rot oder Schwarz gesetzt hätte". Im März 2007 hätten die Staatsbanker trotz Warnung der Bundesbank 200 Millionen Euro in den Fonds investiert, sechs Monate später habe der Markt 190 Millionen vernichtet. Kurz darauf drohte der Staatsbank die Insolvenz.
Den Bankern wird vorgeworfen, keine Zustimmung des Kreditausschusses eingeholt und den Geschäftsbereich Strategic Investment "mangelhaft organisiert" zu haben. Insgesamt fordert Sachsen von acht ehemaligen Vorständen Millionensummen an Schadensersatz. Noch immer sitzt der Freistaat laut Klageschrift auf 396 toxischen Papieren, das Ausfallrisiko wird von Wirtschaftsprüfern im Moment zwischen 0,9 und 3,2 Milliarden Euro geschätzt.