spiegel-online.de, 28.12.2010
Höhere Belastungen: Wem 2011 die höchsten Netto-Lohnverluste drohen
Von dem schwarz-gelben Wahlversprechen "Mehr Netto vom Brutto" ist nichts mehr übrig. Im Gegenteil.
Von dem schwarz-gelben Wahlversprechen "Mehr Netto vom Brutto" ist nichts mehr übrig. Im Gegenteil: Deutsche Arbeitnehmer werden 2011 bis zu 94 Euro weniger in der Tasche haben. Eine Übersicht zeigt, welche Gehaltsgruppe am meisten unter dem Lohnschwund leidet.
Hamburg - Am stärksten trifft es verheiratete Alleinverdiener mit Kind: Wer 2500 Euro Brutto im Monat verdient, muss im nächsten Jahr knapp 120 Euro mehr Sozialabgaben zahlen. Das hat der Bund der Steuerzahler errechnet. Zwar werden für diesen Fall auch 26 Euro weniger Steuern fällig, insgesamt hat der verheiratete Alleinverdiener mit Kind jedoch 94 Euro im Jahr weniger in der Tasche als noch 2010.
Für Millionen Bürger ist das eine bittere Enttäuschung. Hatten Union und FDP im Wahlkampf doch "Mehr Netto vom Brutto" versprochen. Nun ist das Gegenteil der Fall.
Bereits im Mai hatte Kanzlerin Angela Merkel das Wahlversprechen einkassiert - für größere Steuersenkungen gebe es angesichts des riesigen Haushaltsdefizits keinen Spielraum. Da aber gleichzeitig die Beiträge für Krankenversicherung und Arbeitslosenversicherung deutlich steigen, haben die Bürger 2011 nun weniger Netto vom Brutto.
So werden für die gesetzliche Krankenkasse ab 1. Januar 15,5 Prozent statt bislang 14,9 Prozent fällig. Der Arbeitnehmeranteil liegt künftig bei 8,2 Prozent des Bruttolohns, die Arbeitgeber zahlen 7,3 Prozent. Dazu kommt die Erhöhung bei der Arbeitslosenversicherung: Der Beitrag steigt von 2,8 auf 3,0 Prozent. Beschäftigte und ihre Firma tragen je die Hälfte des Aufschlags.
Geringverdiener sind am stärksten betroffen
Die höheren Sozialabgaben treffen besonders Beschäftigte, die geringe oder mittlere Einkommen haben. So hat ein Single mit 3000 Euro Brutto im Monat am Ende des Jahres 60,72 Euro weniger in der Tasche. Wer das Doppelte verdient, muss gerade einmal auf 1,32 Euro verzichten.
Das gleiche Bild bietet sich bei Alleinerziehenden mit einem Kind: Wer sein Kind allein großzieht und 2500 Euro Brutto verdient, verzeichnet Einbußen in Höhe von 56,04 Euro. Beim doppelten Gehalt sind es nur 8,76.
Insgesamt bleibt allen Beschäftigten 2011 weniger vom Bruttogehalt. Eine Übersicht zeigt, mit welchen Belastungen Arbeitnehmer zu rechnen haben.
cte