Karl Nolle, MdL

spiegel-online.de, 22.07.2011

Immer mehr Menschen arbeiten in Mini-Jobs

Trotz Wirtschaftsaufschwung
 
Die deutsche Wirtschaft boomt - und trotzdem sind immer mehr Menschen auf einen Mini-Job angewiesen. Nach neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit waren es Ende 2010 fast 7,4 Millionen. Die Gewerkschaften sind darüber gar nicht erfreut.

Berlin - Mitten im Wirtschaftsaufschwung gibt es in Deutschland mehr Mini-Jobber als je zuvor. Zum Jahresende 2010 verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit (BA) fast 7,4 Millionen Menschen mit einem Mini-Job bis 400 Euro. Dies waren rund 650.000 mehr als fünf Jahre zuvor.

Immer mehr regulär Beschäftigte verdienen sich ein Zubrot zu ihrem normalen Gehalt: Die Zahl derer, die den Mini-Job als Nebenbeschäftigung ausübten, stieg innerhalb von fünf Jahren um rund 600.000 auf 2,45 Millionen. Für weitere 4,9 Millionen Menschen war der Mini-Job dagegen die einzige Beschäftigung. In dieser Gruppe war der Anstieg deutlich weniger stark.

"Wir sehen mit Sorge, dass sich in bestimmten Branchen Mini-Jobs massiv ausbreiten", sagte der Arbeitsmarktexperte des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Wilhelm Adamy, der Nachrichtenagentur Reuters. Im Einzelhandel komme auf zwei sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ein Mini-Job. "Im Hotel- und Gaststättengewerbe beträgt das Verhältnis schon eins zu eins."

Nach Einschätzung des DGB reicht für viele das reguläre Einkommen nicht. "Eine steigende Zahl von Arbeitnehmern ist gezwungen, nach der Arbeit oder am Wochenende einen Zusatzjob auszuüben", sagte Adamy. Zum Teil versuchen Unternehmen, durch geschickte Konstruktion von Arbeitsverträgen für einen Teil des Einkommens Sozialabgaben zu umgehen.

Mini-Jobs sind eine Domäne der Frauen. Sie machten Ende 2010 mit 4,67 Millionen fast zwei Drittel aller Mini-Jobber aus. Für Arbeitnehmer ist ein Mini-Job bis 400 Euro im Monat steuer- und abgabenfrei.
stk/Reuters

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