Agenturen dpa, 13:41 Uhr, 26.09.2011
MDR-Intendantenwahl gescheitert - Hilder nicht gewählt
Paukenschlag beim MDR in Leipzig. Der Rundfunkrat ließ den einzigen Kandidaten für die Intendantenwahl durchfallen.
Leipzig (dpa) - Die Wahl des neuen MDR-Intendanten ist gescheitert. Der Chefredakteur der «Leipziger Volkszeitung», Bernd Hilder, war am Montag im Rundfunkrat chancenlos. Der 52-Jährige bekam nur zwölf Ja-Stimmen von den 41 anwesenden Mitgliedern; 29 votierten gegen ihn. Das teilte der Sender in Leipzig mit. Nun muss ein neuer Kandidat gesucht werden. Noch am Nachmittag sollte der Verwaltungsrat zusammenkommen, um über das weitere Verfahren zu beraten. Der langjährige Senderchef Udo Reiter (67) scheidet Ende Oktober aus.
Hilder sagte nach der Wahl der Nachrichtenagentur dpa: «Schade. Gerne hätte ich dem MDR geholfen, aus seiner Krise herauszukommen.» Er war einziger Kandidat und hatte sich im Verwaltungsrat gegen die stellvertretende MDR-Intendantin Karola Wille und den stellvertretenden WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra durchgesetzt - allerdings erst im vierten Wahlgang. Im Rundfunkrat wurde nur ein Wahlgang zugelassen. Der Veraltungsrat hat nun höchstens einen Monat Zeit, einen neuen Kandidaten vorzuschlagen.
Hilder stand als Kandidat von außen für die Aufklärung der Affären beim MDR. Zunächst erschütterte ein Millionenbetrug beim ARD/ZDF-Kinderkanal, für den der MDR die Federführung hat, den Sender. Dann wurde der Unterhaltungschef Udo Foht entlassen: Die Staatsanwaltschaft Leipzig ermittelt gegen sechs Beschuldigte wegen Bestechung, Untreue, Betrugs und Bestechlichkeit. Dazu gehört auch der Volksmusikmanager Hans R. Beierlein. Bei den Vorwürfen geht es um 180 000 Euro, die an eine Produktionsgesellschaft gezahlt wurden. Im Gegenzug - so der Verdacht - soll Foht dafür gesorgt haben, dass Volksmusikgrößen, die Beierlein managte, weiterhin für MDR-Schlagershows gebucht wurden. Es geht also um die Frage, ob beim MDR Sendezeit gekauft werden konnte.
In den vergangenen Wochen gab es hinter den Kulissen ein heftiges Gerangel über die Besetzung der Spitzenposition. Der parteilose Hilder ist seit fast acht Jahren Chefredakteur der «Leipziger Volkszeitung» (verkaufte Auflage: mehr als 213 000 Exemplare). Darüber hinaus ist er Sprecher des Selbstkontrollorgans der gedruckten Medien, dem Deutschen Presserat. Als Jurymitglied des Theodor-Wolff-Preises entscheidet er mit darüber, welche Journalisten für die besten Reportagen, Essays und Kommentare ausgezeichnet werden. In seinem Berufsleben war er außerdem 13 Jahre lang bei der ARD, dabei auch Hörfunk-Korrespondent in Washington und Mexiko-Stadt.
Der Deutsche Journalisten-Verband Sachsen-Anhalt kritisierte eine «einseitige Festlegung aus Kreisen der Politik zugunsten des Kandidaten Hilder». In einer Erklärung des DJV-Landesvorsitzenden Uwe Gajowski hieß es: «Wir wünschen uns für die weitere Findung mehr Staatsferne und mehr politische Zurückhaltung.»
dpa rw yybb z2 cr
261341 Sep 11