Karl Nolle, MdL

Agenturen, dpa, 15:50 Uhr, 26.11.2011

Focus»: Polizeifoto zeigt Neonazi-Trio in Sachsen

 
Welche Spuren hatten die Sicherheitsbehörden von den im Untergrund lebenden Neonazi-Terroristen Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe? Während die Ermittler schweigen, kursieren in der Öffentlichkeit immer mehr Details.

Erfurt/Jena (dpa) - In Thüringen verdichten sich Indizien, dass es mehrere Spuren von dem 1998 abgetauchten Jenaer Neonazi-Trio gegeben hat. So belegt laut dem Nachrichtenmagazin «Focus» ein Observationsfoto von 2001, dass Thüringer Zielfahnder die Bombenbauer bereits vor zehn Jahren in Sachsen aufgespürt hatten. Das Magazin beruft sich dabei auf einen Thüringer Landtagsabgeordneten, der Einblick in die Ermittlungsakten hatte. Demnach sollen auf dem Foto Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe «glasklar» zu erkennen gewesen sein. Offen sei, warum die Polizei damals nicht zugriff.

Der Thüringer Generalstaatsanwalt Hartmut Reibold hatte bereits vor wenigen Tagen eingeräumt, dass sich Zielfahnder den mutmaßlichen Terroristen «ganz nahe fühlten». So habe es im März 2002 Hinweise auf den Aufenthaltsort des gesuchten Terror-Trios in Chemnitz gegeben, verwies Reibold auf einen entsprechenden Aktenvermerk. Die Staatsanwaltschaft habe aber definitiv nicht gewusst, wo sie sich befanden.

Nach Informationen der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» sollen deutsche Zielfahnder die Untergetauchten im September 1998 im ungarischen Budapest und im August 2000 in Bulgarien geortet haben. Ermittler halten es dem Bericht zufolge für möglich, dass Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, die sich am 4. November dieses Jahres nach einem Banküberfall in Eisenach selbst töteten, den Umgang mit verschiedenen Waffen im Ausland trainiert haben.

Der von Zwickau aus operierenden rechtsextremistischen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) werden Morde an neun Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft sowie an einer Polizistin angelastet. Zschäpe, die derzeit in Untersuchungshaft sitzt, war offenkundig nicht direkt an den Morden ihrer beiden Komplizen beteiligt. «Nein, die Erkenntnisse haben wir bisher nicht, deutlich nicht», zitiert die «Süddeutsche Zeitung» (Onlineausgabe) eine interne Äußerung des Präsidenten des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke.

In der Vergangenheit hatten die Thüringer Sicherheitsbehörden immer wieder beteuert, keine Spur von den untergetauchten Neonazis zu haben. So erklärte beispielsweise ein Sprecher das Innenministeriums im September 2003: «Auch alle Bemühungen des Verfassungsschutzes blieben erfolglos, den Aufenthaltsort der mutmaßlichen Bombenbastler zu ermitteln. Es ist schon enttäuschend, dass bei den sonst hohen Fahndungserfolgen die mutmaßlichen Bombenleger nicht dingfest gemacht werden konnten.»

Autorin: Annett Gehler

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261550 Nov 11

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