Karl Nolle, MdL

spiegel-online, 13:38 Uhr, 02.01.2012

Drohung gegen "Bild"-Zeitung - Wulff schweigt zu neuen Vorwürfen

 
Bundespräsident Christian Wulff will sich nicht zu Berichten äußern, er habe mit einem Anruf bei "Bild" versucht, die Veröffentlichung über seine Kredit-Affäre zu verhindern. Über Vieraugengespräche gebe man "grundsätzlich keine Auskunft", hieß es. Der Deutsche Journalistenverband kritisiert Wulff.

Berlin - Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" und die "Süddeutsche Zeitung" hatten über einen wütenden Anruf von Wulff bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmannberichtet, mit dem der Präsident versucht haben soll, die Berichterstattung über seinen umstrittenen Privatkredit zu verhindern. In dem Telefonat soll der Präsident sogar mit einem Strafantrag gegen die Journalisten gedroht haben.

Doch der Bundespräsident schweigt.

Zu dem angeblichen Drohanruf bei der "Bild"-Zeitung hieß es aus dem Bundespräsidialamt am Montag lediglich: "Die Presse- und Rundfunkfreiheit ist für den Bundespräsidenten ein hohes Gut." Wulff habe deshalb zu den Krediten für sein Eigenheim und zu Urlaubsaufenthalten "Transparenz hergestellt, Erklärungen abgegeben" und mehrere hundert Medienanfragen beantwortet. "Über Vieraugengespräche und Telefonate gibt der Bundespräsident aber grundsätzlich keine Auskunft."

Der Deutsche Journalistenverband (DJV) kritisiert die versuchte Einflussnahme scharf. "Wenn sich die Vorwürfe als richtig erweisen, ist das nicht akzeptabel", sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner am Montag in Berlin. Der Bundespräsident müsse sich "als Staatsoberhaupt wie kein anderer Politiker um die Freiheit der Presse bemühen". Die versuchte Einflussnahme habe deshalb eine besondere Dimension. "Prominente müssen sich kritische Berichterstattung als Teil der Meinungsfreiheit gefallen lassen", sagte der DJV-Vorsitzende Michael Konken. "Das müsste niemand besser wissen als der erste Mann im Staat."

Wulff auf der Mailbox

Der "FAZ" und der "SZ" zufolge soll Wulff am 12. Dezember versucht haben, "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann telefonisch zu erreichen, um sich über einen für den nächsten Tag geplanten Artikel zu beschweren. Statt Diekmann erreichte Wulff offenbar nur dessen Mailbox. Zu der Zeit befand sich der Bundespräsident auf Reisen in Kuwait. Er beklagte sich den Berichten nach geradezu wutentbrannt über die Recherchen der "Bild" und drohte im Falle einer Veröffentlichung mit einem "endgültigen Bruch" mit dem Springer-Verlag. Außerdem soll er Diekmann aufs Band gesprochen haben, dass für ihn und seine Frau "der Rubikon überschritten" sei.

Sogar von "Krieg führen" soll die Rede gewesen sein. Wenn es die "Bild"-Zeitung darauf absehe, so angeblich Wulff, dann solle man nach seiner Rückkehr bei einem Treffen darüber sprechen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, soll Wulff mit einem Strafantrag gegen die Journalisten gedroht haben. In einem späteren Telefonat soll Wulff sich laut der Zeitung bei Diekmann entschuldigt haben. Der Springer-Verlag wolle dazu nicht Stellung nehmen, heißt es weiter.

Von dem ersten Anruf offenbar unbeeindruckt, berichtete die "Bild"-Zeitung am Tag darauf von einem Privatkredit in Höhe von 500.000 Euro, der Wulff zu seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen von dem befreundeten Unternehmerpaar Egon und Edith Geerkens gewährt worden war. Von dem Geld finanzierte Wulff ein Haus. Eine geschäftliche Beziehung zu Egon Geerkens hatte er vor dem niedersächsischen Landtag ursprünglich bestritten.

ler/dpa/dapd

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