welt-online, 11.03.2012
Neonazi Mundlos plante Anschlag auf Asylbewerber
Der Rechtsextremist Uwe Mundlos plante Anfang der 1990er Jahre offenbar einen Anschlag auf ein Asylbewerberheim in Jena. Er soll die Unterkunft bereits ausgespäht haben.
Der Rechtsextremist Uwe Mundlos verfolgte offenbar lange vor der Flucht in den Untergrund 1998 konkrete Pläne zur Tötung von Ausländern. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus" unter Berufung auf die Zeugenaussage eines seiner früheren Kameraden. Der damalige NPD-Funktionär aus Jena meldete sich Anfang Dezember 2011 telefonisch beim Bundeskriminalamt (BKA) und schilderte den Vorfall.
Später sagte er bei der Polizei aus, er habe mit Mundlos Anfang der 90er-Jahre, „auf jeden Fall vor 1996“, eine Asylbewerber-Unterkunft in Jena ausspioniert, um „einen Anschlag auf das Heim“ zu verüben. Die Idee dazu habe Mundlos gehabt, zitiert das Nachrichtenmagazin aus der Aussage.
In dessen Auto seien sie zu dem Haus gefahren und hätten es „ausgespäht“. Mundlos habe die Flüchtlings-Unterkunft fotografiert und „die Zeitpläne des Wachdienstes ausgekundschaftet“.
"Kollateralschaden billigend in Kauf genommen"
Verletzte oder Tote hätte er als „Kollateralschaden billigend in Kauf genommen“, erklärte der Zeuge. Wie das Attentat ablaufen sollte und warum es letztlich nicht stattfand, verriet der Informant den Ermittlern nicht. Das Ganze sei wohl „eine Spinnerei“ von Mundlos gewesen, spielte der Mann den Vorfall herunter.
Laut dem Magazin stufen die Ermittler die Schilderungen des Mundlos-Vertrauten als glaubwürdig ein. Der damalige NPD-Ordnungsdienstleiter verdingte sich in den Jahren 2000 und 2001 „mehrfach als Hinweisgeber“ des Thüringer Verfassungsschutzes, berichtet "Focus" unter Berufung auf Aktenvermerke des Geheimdienstes.
1998 flüchtete Mundlos zusammen mit seinen Komplizen Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe vor der Polizei aus Jena. Das Trio gründete die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) und soll neun Einwanderer sowie eine Polizistin ermordet haben.
WON