Karl Nolle, MdL

LVZ, 16.04.2012

Ermittler waren Terrortrio dicht auf den Fersen

 
Hamburg/Karlsruhe. Bayerische Ermittler waren den Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) offenbar dichter auf der Spur als bislang bekannt. Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel unter Berufung auf einen vertraulichen Bericht der Sonderkommission Bosporus berichtet, war den Fahndern bereits früh ein außergewöhnliches Muster im Verhalten der Täter aufgefallen: In vier von neun Mordfällen der sogenannten Ceska-Serie hätten mehrere Zeugen jeweils zwei Männer auf Fahrrädern beobachtet, die sich in Tatortnähe aufhielten.

Die detaillierten Personenbeschreibungen hätten teilweise exakt auf die NSU-Mitglieder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos gepasst, die sich im November nach einem Banküberfall in Eisenach erschossen hatten. Die beiden sollen neun Menschen mit ausländischen Wurzeln und eine Polizistin erschossen haben. Das verdächtige Radfahrer-Duo sei dem Ermittlungsbericht zufolge zuerst im September 2000 gesichtet worden, als in Nürnberg ein türkischer Blumenhändler ermordet wurde. Dann sei es 2001 (München), 2005 (Nürnberg) und 2006 (Dortmund) an Tatorten aufgetaucht.

Zudem habe die bayerische Polizei eine mögliche Verbindung der Mordserie mit einem Sprengstoffanschlag des NSU in Köln untersucht, bei dem im Juni 2004 insgesamt 22 Menschen verletzt wurden. Auch in dem Fall seien zuvor zwei Männer mit Mountainbikes gesehen und gefilmt worden. Die Ermittler zeigten laut Spiegel einer Zeugin des dritten Nürnberger Mordes die Aufnahmen, und die Frau habe Ähnlichkeiten erkannt.

Der als mutmaßlicher Helfer der NSU in Untersuchungshaft sitzende Ex-NPD-Funktionär Ralf Wohlleben ist nach Thüringen verlegt worden. Der 36-Jährige sitze seit Freitag in der Haftanstalt Gräfentonna ein, sagte am Sonnabend die Sprecherin des Thüringer Justizministeriums, Doreen Tietz, in Erfurt. Wohlleben wird Beihilfe zu mehreren Morden der rechtsextremen Zwickauer Zelle vorgeworfen. Seine Anwälte hätten für die Untersuchungshaft ein wohnortnahes Gefängnis gefordert, berichtete die Zeitung. Bisher sei er in einem Gefängnis in Wuppertal-Vohwinkel in U-Haft gewesen. Wohlleben, einst NPD-Vize-Landeschef in Thüringen, soll dem Neonazi-Trio eine Waffe und Munition besorgt sowie es nach dessen Untertauchen finanziell unterstützt haben.
 
Jutta Steinhoff/Katrin Zeiß

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