Sächsische Zeitung, 16.06.2012
Kleider machen Leute - Die NPD ist böse getürkt worden. Statt Trendmode hat man ihr Nazi-Klamotten angedreht. Das waren bestimmt die Ausländer.
SÄCHSISCH BETRACHTET, Kolummne von Gunnar Saft
WAS für ein Pech aber auch. Sämtliche NPD-Abgeordnete im sächsischen Landtag haben sich diese Woche dem bösen Verdacht ausgesetzt, dass sie intolerant, gewalttätig und ausländerfeindlich sind. Das ist natürlich falsch. Sie haben halt nur zufällig alle Hemden der Marke „Thor Steinar“ getragen und damit die Lieblingsklamotten von Leuten, die intolerant, gewalttätig und Ausländerfeinde sind. In Insiderkreisen auch unter dem Kürzel „Nazis“ bekannt. Aber woher sollen das die armen NPD-Politiker wissen. Meist redet ja im Landtag keiner mit ihnen. Wie dumm auch.
GANZ bestimmt stecken Ausländer hinter der Geschichte. Die lehnen den toleranten und weltoffenen Kurs der NPD bekanntlich alle ab und locken die deutschesten von uns Deutschen deshalb ständig in die Nazi-Falle. Tatsächlich hat auch diesmal kein einziger Ausländer rechtzeitig gewarnt: „Ey, NPD, das ganz böse Hemden sein. Nix gut für Euch.“ Darum hat die NPD jetzt auch das Recht, auf Ausländer böse zu sein. Ist sie aber nicht. Da kann ich nur noch rufen: NPD, erwache!
GELINKT wurden die rechten Politiker schließlich auch noch bei der Konfektionsgröße der „ThorSteinar“-Hemden, die man ihnen heimtückisch untergejubelt hat. Nicht alle dieser Kleidungsstücke passten. Oft waren die deutschen Leiber größer. Und dann musste Körperfülle gegen viel zu enge Nähte kämpfen, nicht wahr Herr Apfel? Als NPD-Fraktionsvorsitzender würde ich mir das nicht bieten lassen. Aber in diesem Staat, der sich heute Bundesrepublik nennt, gibt es ja nicht mal anständige Sportplätze. Früher war das anders. Nehmen wir nur dieses wunderbare Trainingsgelände bei Nürnberg. Dort konnten einst noch alle Kameraden schön in Reih und Glied ihrem Vorturner folgen, bis auch dem Letzten die Uniform wieder passte. Sich derart gemeinsam dünne machen, das wäre es doch wieder. Oder etwa nicht, liebe NPD-Abgeordneten?
RICHTIG durchtrainiert hat heute schließlich jeder das Zeug zum guten Deutschen. Nur bitte nicht ständig extrem nach rechts beugen! Vielfalt ist gefragt. So gibt es keinen Muskelkater, und man kann zum Beispiel alle Menschen beschützen, die von Nazis gejagt werden, nur weil sie kein enges „Thor Steinar“-Hemd anziehen wollen. Oder man geht endlich wieder beruhigt ins Fußballstadion, um dort mit Fans zu feiern, die allein wegen des Sports vor Ort sind. Denn zuvor fliegen alle raus, die nur auf die Rängen marschiert sind, weil sie gehört haben, das heute ein Tabellen-“Führer“ kommt. Sie wissen, welche Typen ich meine. Und tschüss!!
