Agenturen, dpa, 15:06 Uhr, 26.07.2012
Geringverdiener-Anteil in Sachsen bundesweit mit am höchsten
Kamenz (dpa/sn) - Der Anteil der Geringverdiener ist im bundesweiten Vergleich in Sachsen mit am höchsten. Im Jahr 2010 hätten 23 Prozent aller Beschäftigten weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdient, teilte das Statistische Landesamt am Donnerstag mit. Sachsen liege damit beim Anteil der Geringverdiener zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern an vorletzter Stelle vor Thüringen. 53 Prozent der Geringverdiener sind Vollzeitbeschäftigte, ein Viertel Teilzeit- und 22 Prozent geringfügig Beschäftigte.
Sachsens DGB-Chefin Iris Kloppich betonte, das Thema «Arm trotz Arbeit» betreffe 330 000 Menschen im Freistaat. Sie appellierte an Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), konsequent eine Politik gegen den Niedriglohn zu machen. Ein Schritt sei ein Vergabegesetz, das einen Mindestlohn von 8,50 Euro und Tariftreue festschreibe. Die Arbeiterwohlfahrt forderte erneut einen gesetzlichen Mindestlohn. Bei dem hohen Anteil an Geringverdienern stehe zudem Altersarmut in Größenordnungen bevor.
Nach Angaben der Statistiker sind 54 Prozent der Geringverdiener Frauen. 77 Prozent der Beschäftigten mit einem Stundenlohn unter 8,50 Euro haben eine Berufsausbildung. Die meisten arbeiten in der Dienstleistungsbranche, gefolgt von Verarbeitendem und Kfz-Gewerbe. Geringverdiener arbeiten zumeist als Verkäufer, Hilfsarbeiter, in Handwerks- und Montageberufen oder als Bürokräfte. Sie werden zu 95 Prozent von privatwirtschaftlichen, meist nicht tarifgebundenen Arbeitgebern (75 Prozent) beschäftigt.
Die Angaben basieren auf der Verdienststrukturerhebung in Firmen des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors mit zehn und mehr Beschäftigten für das Jahr 2010. Laut Statistikamt gibt es diese Erhebung nur alle vier Jahre zeitgleich in allen EU-Ländern.
Autorin: Gitta Keil
dpa gik yysn z2 eni
261506 Jul 12