spiegel-online, 20:59 Uhr, 25.09.2012
Zweiter V-Mann unter NSU-Beschuldigten?
Ein mutmaßlicher NSU-Helfer war womöglich als V-Mann in der NPD für eine Behörde aktiv. Innenminister Friedrich will den Fall "umfassend prüfen" und hat Stellungnahmen von allen Sicherheitsorganen angefordert. Erst vor knapp zwei Wochen war ein mutmaßlicher NSU-Helfer als Polizei-Informant aufgeflogen.
Berlin - Das Bundesministerium geht dem Verdacht nach, dass ein mutmaßlicher Helfer der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) als V-Mann in der NPD aktiv war. Es gebe einen Hinweis, "wonach eine Person aus dem Kreis der Beschuldigten des NSU-Verfahrens möglicherweise vor circa zehn Jahren in der NPD V-Mann für eine Sicherheitsbehörde gewesen sein könnte". Das teilte die Behörde am Dienstagabend mit.
Den Hinweis habe die Bundesanwaltschaft am Freitag gegeben. Das Ministerium habe daraufhin alle Sicherheitsbehörden um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Auch der Untersuchungsausschuss des Bundestags sei informiert worden.
Nach den Hinweisen auf die V-Mann-Tätigkeit ordnete Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) eine umfassende Prüfung an. So sollen "alle relevanten Akten aus dem damaligen NPD-Verbotsverfahren" gesichtet und "die mit dem Verfahren betrauten Mitarbeiter" befragt werden.
Schon zuvor hatte es Wirbel um die V-Mann-Tätigkeit eines Mannes, der als Helfer der NSU verdächtigt wird, gegeben. Wie erst vor knapp zwei Wochen herauskam, war der mutmaßliche Sprengstofflieferant des Terrortrios Thomas S. mehr als zehn Jahre lang, von November 2000 bis Januar 2011, als "Vertrauensperson" des Berliner Landeskriminalsamtes geführt. Der Fall markierte eine weitere Behördenpanne im Zuge der Ermittlungen zur Zwickauer Terrorzelle.
Der ehemalige V-Mann des LKA war vor dem Abtauchen von Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Bönhardt im Jahr 1998 ein enger Freund und Helfer des Trios, seit Januar 2012 wird von der Generalbundesanwaltschaft im NSU-Verfahren als Beschuldigter führt.
fab/dpa/dapd