Freie Presse Chemnitz, 21.03.2013
Aus der Versenkung in den Bundestag. Sachsens SPD füllt ihre Bundestagswahlliste.
Sachsens SPD füllt am Samstag in Frankenberg ihre Bundestagswahlliste. Von der Platzierung hängt so manche Karriere ab.
DRESDEN —„Tanzen Sie mit uns in den Frühling“, heißt es in der Einladung für heute Abend, „zudem eröffnen wir die Grillsaison.“ Daran will Sachsens SPD-Landtagsfraktion festhalten, auch wenn die Temperaturen eher bescheiden sind. Ihr Frühjahrsempfang dürfte aber auch ohne Würstchen hervorragend besucht sein. Dafür sorgt schon der Name des diesjährigen Stargastes: Peer Steinbrück. Der Kanzlerkandidat ist bekanntlich immer für eine Überraschung gut, und er soll ja auch eine Rede halten. Aber einige Sozialdemokraten werden sich wohl auch deshalb im Hotel in der Nähe der Frauenkirche blicken lassen, weil in den 48 Stunden danach durchaus bedeutsame Personalentscheidungen anstehen: Am Samstag will die SPD in Frankenberg ihre Bundestagswahlliste aufstellen.
Von der Platzierung dürfte so manche politische Karriere abhängen. Nur die ersten sechs Plätze gelten als sichere Tickets für Berlin. Zwar treten mit Marlies Volkmer aus Dresden und Rolf Schwanitz aus dem Vogtland zwei der fünf sächsischen Vertreter nicht wieder an. Aber neben den anderen drei melden nicht nur aussichtsreiche Erstbewerber, sondern auch noch jede Menge Ex-Bundestagsabgeordnete Interesse an. Bereits verkündet hat Parteichef Martin Dulig seinen Vorschlag, Thomas Jurk zur Nummer 1 zu machen. Angesichts von Jurks Verdiensten als Wirtschaftsminister, Partei- und Fraktionschef gibt es keinen Zweifel an der Nominierung des 50-Jährigen. Im Landtag hält Jurk seit dem Ende der SPD-Regierungsbeteiligung 2009 als Chef des Umweltausschusses und energiepolitischer SPD-Experte durch.
Ganz in der Versenkung verschwand damals hingegen Jurks einstige Fraktionskollegin Simone Raatz. Die Freibergerin hatte 2009 in den Bundestag wechseln wollen, verpasste den Einzug nach desaströsen 14,6 Prozent landesweit auf Listenplatz 6 jedoch knapp. Das gleiche Schicksal ist dieses Mal schon aus doppelten Proporzgründen ausgeschlossen: Raatz dürfte als Frau aus der Region Chemnitz sogar auf dem zweiten Platz einkommen. Mit Platz 3 muss sich der frühere Spitzenkandidat, Bundesminister und Leipziger Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee begnügen. Der 58-Jährige soll damit aber keine Probleme haben, heißt es. Auch die Leipziger Bundestagsabgeordnete Daniela Kolbe auf Platz 4 gilt als ungefährdet.
Spätestens ab Platz 5 sind allerdings Kampfkandidaturen zu erwarten: Setzt sich der bisherige Bundestagsabgeordnete Wolfgang Gunkel, der als Direktkandidat für Jurk aus Ostsachsen auf das Erzgebirge auswich, gegen den Zwickauer Andreas Weigel durch? Für Platz 6 könnten sich Susann Rüthrich aus Meißen und Ines Vogel aus Dresden duellieren.
Weitere Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. Erst morgen Abend will Parteichef Dulig dem Landesvorstand seinen Listenvorschlag unterbreiten. Entscheiden werden die Delegierten am Samstag. Den Verlierern bleibt die Hoffnung auf den eigenen Wahlkreis: 1998, 2002 und sogar 2005 luchste die SPD der CDU ein paar Direktmandate ab.
von Tino Moritz