Karl Nolle, MdL

Agenturen, dpa, 14:24 Uhr, 23.03.2013

Zwickauer Terrorzelle hatte 129 Helfer und Helfershelfer

 
Mitte April beginnt der Prozess gegen das einzige noch lebende Mitglied des NSU-Terrortrios und vier mutmaßliche Helfer. Doch das Netzwerk umfasste nach einem Zeitungsbericht fast 130 Menschen.

Berlin (dpa) - Die rechtsextreme Zwickauer Terrorzelle hatte nach einem Zeitungsbericht mehr Helfer als bislang bekannt. Nach einer geheimen Liste der Sicherheitsbehörden gehörten 129 Personen aus der rechtsextremen Szene zum engeren und weiteren Umfeld des «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU), berichtete die «Bild am Sonntag».

Der NSU soll in den Jahren 2000 bis 2007 neun türkisch- und griechischstämmige Kleinunternehmer und eine Polizistin getötet haben. Die Gruppe war erst im November 2011 aufgeflogen. Der Prozess gegen die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe und vier Mitangeklagte beginnt am 17. April vor dem Oberlandesgericht München. Er könnte mehr als zwei Jahre dauern.

Gegen knapp ein Dutzend weiterer Beschuldigter wird noch ermittelt. Hinzu kämen zahlreiche Helfer und Helfershelfer, die direkt oder indirekt Kontakt mit den mutmaßlichen Terroristen hatten, denen sie unter anderem Geld, falsche Papiere oder Waffen beschaffen sollten, schreibt die Zeitung.

Die Liste mit den Namen von 129 Personen ging nach ihren Informationen dem NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages zu. Der Ausschussvorsitzende Sebastian Edathy (SPD) sagte der «Bild am Sonntag»: «Die neue Zahl ist erschreckend hoch. Jetzt muss schnell geklärt werden, ob es darunter Mitwisser der NSU-Verbrechen und weitere V-Leute gab.»

Der Obmann der Grünen im NSU-Untersuchungsausschuss, Wolfgang Wieland, sagte «Spiegel online»: «Es handelt sich um eine Liste der Personen, die mit den drei in Kontakt standen, sie wird stetig erweitert, ursprünglich hieß sie mal Hunderter-Liste.» Die SPD-Obfrau Eva Högl sagte: «Ich begrüße, dass das Umfeld erweitert wurde und nun versucht wird herauszufinden, wie groß das Unterstützernetzwerk tatsächlich war.»

Die FDP forderte derweil die Fortsetzung des NSU-Untersuchungsausschusses nach der Bundestagswahl. FDP-Obmann Hartfrid Wolff sagte der «Saarbrücker Zeitung» (Montag): «Dass der Deutsche Bundestag bei dem Thema einfach seine Arbeit einstellt, sehen wir nicht ein.» Im Mai findet die letzte Sitzung des Gremiums statt. Laut Wolff hat das eine Jahr nicht ausgereicht, um ein vernünftiges Gesamtbild über den NSU, das Umfeld und den Rechtsextremismus zu bekommen. 

Autorin: Angela Schiller

dpa as yyzz z2 sk
241424 Mrz 13

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