Agenturen, dpa, 19:08 Uhr, 07.01.2014
König-Verfahren sechs Monate lang nicht vorangekommen
Vor einem halben Jahr platzte der Prozess um den Jenaer Jugendpfarrer spektakulär wegen bislang unbekannter Videoaufnahmen. Seitdem ist wenig passiert - kritisieren zumindest die Anwälte von König und vermuten eine Verzögerungstaktik.
Dresden/Jena (dpa) - Die Anwälte des Jenaer Stadtjugendpfarrers Lothar König werfen dem Amtsgericht Dresden in dem Verfahren gegen ihren Mandanten Untätigkeit vor. Das Amtsgericht habe bislang nicht damit begonnen, das Bild- und Tonmaterial auszuwerten, dessen Auftauchen zur Aussetzung des Prozesses gegen König geführt hatte, heißt es in einer Mitteilung der Anwälte, die am Dienstag verbreitet wurde. «Mit anderen Worten: Über sechs Monate hinweg ist das Verfahren nicht gefördert worden.» Eine Sprecherin des Amtsgerichts Dresden wies die Darstellung der König-Anwälte zurück.
Selbstverständlich laufe die Auswertung des Videomaterials, sagte sie. Dazu gehöre es auch zu klären, «wie und durch wen die Aufzeichnungen erfasst und kategorisiert werden sollen und wie der Inhalt der Tonspuren zu dokumentieren ist». Dies alles sei inzwischen festgelegt worden und werde nun umgesetzt. Einzelheiten dazu wollte sie mit Rücksicht auf das laufende Verfahren nicht nennen.
König wird vorgeworfen, am 19. Februar 2011 während der Demonstrationen gegen einen Neonazi-Aufmarsch in Dresden unter anderem zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen zu haben. Der Angeklagte bestreitet das und betont, er habe deeskalierend auf die Menschen gewirkt. Der Prozess gegen den Pfarrer war im Juli 2013 überraschend ausgesetzt worden, nachdem während der Verhandlung etwa 200 Stunden ungeschnittenes Videomaterial von den Demonstrationen aufgetaucht waren. Sie widerlegen nach der Auffassung von Königs Anwälten den Tatvorwurf. Die Staatsanwaltschaft hatte für ihre Beweisführung von der Polizei geschnittene Aufnahmen vorgelegt.
Autor: Sebastian Haak (Erfurt)
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071908 Jan 14