Dresdner Morgenpost, 30.04.2014
Geständnis vor Gericht: Millionen-Beichte von Flutgeld-Betrüger Lerchl
Die Vorwürfe wiegen schwer: Wolfgang Lerchl (48), Radebeuler Chef des weltweiten Online-Druck-Imperiums „unitedprint" soll fast 6,5 Millionen Euro Fluthilfegelder zu Unrecht abgezockt haben. Vor Gericht gab er alles zu! Immerhin droht bei solchen Summen Knast.
Einer der größten Fälle von Fluthilfebetrug in Sachsen beschäftigt seit gestern das Landgericht Systematisch sollen Lerchl, der mit-angeklagte Ex-Vorstand des Radebeuler Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer (KBA Planeta), Andreas Mößner (50), sowie ein Anwalt zwischen 2002 und 2007 den Steuerzahler betrogen haben. Es geht um Fluthilfe, Investitionszulagen und andere Fördergelder in Millionenhöhe.
Ein System, von dem alle etwas hatten: Lerchl, der zugab, dass die Flut 2002 die Chance war, die Druckerei (früher Druckhaus Meißen) zu sanieren, in Radebeul neu aufzubauen. Und Mößner, der nach eigenen Angaben unter „ungeheurem Verkaufsdruck" stand. Der Trick: KBA Planeta verkaufte Lerchl Druckmaschinen zu überhöhten Preisen. Mit den frisierten Rechnungen konnte „unitedprint" höhere Fördergelder kassieren. Über andere Verträge mit KBA floss die Differenz zurück. Beide Angeklagte gaben sich reumütig, räumten alle Vorwürfe ein, um „reinen Tisch" zu machen. Lerchl, der 2008 noch alles abgestritten hatte: „Die Vorwürfe treffen zu. Ich habe wissentlich und willentlich falsche Angaben gemacht."
Das dürfte sich strafmildernd auswirken. Genauso wie die Tatsache, dass Lerchl alle Fördergelder lange zurückgezahlt hat -inklusive Zinsen 8,4 Mio. Euro. Absprache der Prozessbeteiligten: Lerchl drohen „nur" bis zu zwei Jahre Haft auf Bewährung, bis zu 700 Tagessätze Geldstrafe und eine Bewährungsauflage von bis zu 250 000 Euro. Plus eine Geldbuße für „unitedprint" von bis zu 900 000 Euro. Auch Mößner kann mit einer Bewährungsstrafe samt Geldstrafe rechnen. Urteil folgt. Das Verfahren gegen den Anwalt wurde abgetrennt
Von Juliane Morgenroth