SAX Das Dresdner Stadtmagazin, 03.05.2014
Ehre, wem Ehre gebührt!
Diesen Wörtern wuchsen schon im Römerbrief Flügel und seitdem hat die Rede Wendungen voll führt, dass die Blätter im Lorbeerkranzzitterten wie Espenlaub. Schon ein Blick auf die Liste der Dresdner Ehrenbürger offenbart, was, der Zeitgeist für ehrenswerte Meriten hielt. Da wurde geehrt, was nicht zusarnmengehört. Hitler und Palucca, Gauleiter Mutschmann und Richard Strauss, Hindenburg und Christof Ziemer.
Gegen diese Paarbildungen wirkt der Gottesdienst mit dem Wehrbereichsmusikkorps der Bundeswehr in der Frauenkirche wie eine natürliche Symbiose und die Walpurgisnacht scheint dafür nicht das schlechteste Datum. Sollen die Soldaten doch mit Pauken und Trompeten in die Kirche ziehen und zur Ehre Gottes musizieren, für die Posaunen von Jericho bräuchte man heute doch auch einen Waffen schein. Man stelle sich aber die Kommentare vor, wenn Wladimir Putin eine russische Militärmusikkapelle ... na gut, das ist vielleicht ein schlechter Vergleich, obwohl ja Putin noch vor einem halben Jahrzehnt in mancher Augen vergleichsweise kein Schlechter war und ihm so gar die Ehre zuteil wurde, den Sächsischen Dankesorden des Semperopernballs verliehen und dabei vorn Ministerpräsidenten des »Freistaats der Freiheit« eine Laudatio bekommen zu haben.
(Originalton Tillich: »Das besondere ist: Sie bekommen diesen Dankorden auch für die Zukunft.«)
Die Auszeichnung wurde daraufhin übrigens in St. Georgs Orden umbenannt, dessen Motto lautet »Gegen den Strom« und das Motiv des Ordens soll den Kampf für das Gute symbolisieren. Seither hießen die Preisträger zum Beispiel Helene Fischer und Til Schweiger, Udo Jürgens oder Michael Ballack- und man kann als Dresdner mit der Gewissheit leben, dass die Elbe hier bergauf fließt und das Gute zuverlässig zu Ehren kommt.
Eine schöne Ehre ist natürlich auch die Ehrendoktorwürde. Putin, schon Träger des Großkreuzes der Ehrenlegion Frankreichs, erhielt sie 2011 von der Universität Belgrad; ein schöner Trost, nachdem eine Verleihung in Hamburg einige Jahre zuvor noch am Widerstand von Professoren gescheitert war. Den Ehrendoktor als Trostpreis bekam jetzt auch die ehemalige Forschungsministerin Annette Schavan, nachdem sie ihren »richtigen« Titel wegen Plagiatsvorwurfen verloren hatte. Der Grund waren 25 Millionen Euro, die sie an zusätzlkhen Forschungsgeldern für die Uni Lübeck locker gemacht hatte
Nun sollte das ja zu den genuinen Aufgaben einer Forschungsministerin gehören, kam das Geld also etwa aus ihrer eigenen Tasche? Egal, jetzt harrt sie als Botschafterin im Vatikan auf ihre Heiligsprechung. Apropos Vatikan. Hat eigentlich die Schweizergarde ein eigenes Musikkorps? Gehen die Gardisten mit Hellebarde zum Gottesdienst? Ich weiß es nicht und darauf, dass ich es wissen will, würde ich auch kein Ehrenwort leisten. men
SAX Intro von "Wonne"