DNN/LVZ, 18.06.2014
Geheimnis-Verrat: Karo-Verein sieht sich bedroht
Dresden/Plauen. Der Karo-Verein, der an der deutsch-tschechischen Grenze gegen Kindesmissbrauch und Zwangsprostitution kämpft, bangt um seine Existenz. "Wir sind auf Spendengelder angewiesen, doch die drohen nun in Größenordnungen wegzubrechen", erklärt Cathrin Schauer (51) vom Vereinsvorstand, "ganz abgesehen von Bedrohungen, denen wir ausgesetzt sind." Die Sozialarbeiterin sieht sich als Opfer einer Rufmord-Kampagne: Durch eine offenbar gezielte Indiskretion wurde aus dem sächsischen Landtag verbreitet, dass Cathrin Schauer für den Verfassungsschutz als Zuträgerin gearbeitet haben soll, dass sie möglicherweise in ein Netzwerk involviert gewesen war - ausgerechnet jene Frau, die den Pädophilen im größten Freilichtbordell Europas seit 20 Jahren das Handwerk legt.
"Ich habe zu keiner Zeit für den Verfassungsschutz gearbeitet", stellt die mehrfach für ihr Engagement geehrte Vogtländerin klar, "zutreffend ist, dass ich Informationen über schwere Verbrechen an Kindern und Frauen, die ich während meiner Arbeit als Sozialpädagogin erhalten habe, an Mitarbeiter des Referates Organisierte Kriminalität des Sächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz in den Fällen weitergeleitet habe, in denen es mir richtig erschien. Dabei habe ich in keinen Fällen Informationen über Personen weitergegeben, die sich mit anvertraut haben." Cathrin Schauer war im Mai vom "Sachsensumpf"-
Untersuchungsausschuss in einer nichtöffentlichen Sitzung als Zeugin befragt worden. Danach war sie öffentlich als Geheimdienst-Zuträgerin bezeichnet worden - die Protokolle der Sitzung sind allerdings nur den Ausschussmitgliedern zugänglich. Die LVZ hatte sich an den Berichten nicht beteiligt.
Unterstützung erhält die Sozialarbeiterin von der Opposition. In einer gemeinsamen Erklärung sprechen Linke, SPD und Grüne von einem "ruinösen Mobbing" und "dramatischen Folgen"; durch den "Rechtsbruch" im Landtag bestünden nun "Gefahren für Leib und Leben der Mitarbeiterinnen des Plauener Vereins Karo". Zugleich fordert die Opposition den U-Ausschuss auf, Strafanzeige zu erstatten, "damit die Staatsanwaltschaft diesen Rechtsbruch aufklären und ein Gericht ihn ahnden kann".
Der Ausschuss "Kriminelle und korruptive Netzwerke in Sachsen" ist im Landtag eingesetzt worden, um die sogenannte Aktenaffäre aufzuklären. Dabei geht es unter anderem um das Kinderbordell Jasmin in Leipzig.
Von Andreas Debski