Sächsische Zeitung, 25.11.2014
Dirk Panter ist neuer Chef der SPD im Landtag. Er steht zur Koalition, will aber nicht unkritisch sein.
„
Man muss in der Politik auch mal gewinnen wollen“
Wenn eine Partei von der Opposition in die Regierung wechselt, ändert sich meist auch ihr Auftritt. Aus scharfzüngig wird staatstragend. Brummige Kritik weicht der Differenzierung. Wichtig ist es, genau hinzuhören, wenn ihre Vertreter sprechen und abzuwarten, was sie nach den Eröffnungsformeln sagen. Vielleicht kommt ja doch noch eine Überraschung.
Bei Dirk Panter lohnt sich das. Seit gestern ist der 40-Jährige neuer Fraktionschef der SPD im Landtag. Man wolle den Koalitionsvertrag gemeinsam mit der CDU umsetzen, bekennt er. Nun gut. Die SPD wolle trotzdem eigene Akzente setzen. Ok. Dann aber holt Panter aus: „Man muss in der Politik auch mal gewinnen wollen.“ Das lässt aufhorchen. In fünf Jahren solle es beim SPD-Ergebnis – derzeit 12,4 Prozent – einen stärkeren Zuwachs als bei dieser Wahl geben. Die Forderung zu einem so frühen Zeitpunkt zeugt von Selbstbewusstsein. Panter will offenbar die Partei jetzt schon aufrütteln. Das ist mutig, angesichts magerer Ergebnisse wohl auch nötig.
Inhaltlich hält sich Panter kurz nach seiner Wahl erwartungsgemäß zurück. Wie will die SPD neben dem routinierten Koalitionspartner CDU als eigenständige Kraft wahrgenommen werden? „Wir müssen einfach gut sein in dem was wir tun.“
Im Alltag zählt es zu seinen Aufgaben, den drei SPD-Ministern den Rücken frei zu halten. Einer davon ist der bisherige Fraktionschef Martin Dulig, der nun als Vizeregierungschef und Wirtschaftsminister amtiert. Wie dieser saß Panter im zentralen SPD-Verhandlungsgremium, das den Koalitionsvertrag aushandelte. Er kennt das Papier mitsamt eventueller Tücken gut, so wie die Abgeordnete Dagmar Neukirch, die neue parlamentarische Geschäftsführerin. Beide wurden einstimmig gewählt.
Der im badischen Achern geborene Panter lebt in Leipzig. Der verheiratete Vater von zwei Kindern hat Politik- und Verwaltungswissenschaften studiert. Er arbeitete als Analyst bei der Großbank JP Morgan Chase in London, New York und Frankfurt am Main. Aus dem Bankgeschäft zog sich Panter 2006 zurück und wurde Landesgeschäftsführer der sächsischen SPD. Seit 2009 sitzt er im Landtag. Den Posten des SPD-Generalsekretärs will er abgeben. Als Nachfolgerin ist intern die Leipziger Bundestagsabgeordnete Daniela Kolbe im Gespräch.
Politik habe er schon immer „sehr gern gemacht“, versichert Panter. Nun wird es für ihn darum gehen, das Bündnis mit der CDU zu gestalten aber auch die einstigen Oppositionskollegen von Linken und Grünen nicht zu verprellen. Die SPD habe eine positive Haltung zum Koalitionsvertrag. „Das heißt nicht, dass wir unkritisch sind.“
Von Thilo Alexe