Agenturen, dpa, 15:57 Uhr, 11.12.2014
Sachsen steht mit hoher Schulabbrecher-Quote bundesweit schlecht da
Der Pisa-Schock hat zu einem Umdenken im deutschen Bildungssystem geführt. In Sachsen ist man stolz auf das regelmäßig gute Abschneiden der eigenen Schüler im bundesweiten Vergleich. Doch nicht alles, was im Freistaat glänzt, ist wirklich Gold.
Gütersloh/Dresden (dpa/sn) - Bei der Kompetenzförderung seiner Schüler ist Sachsen bundesweit spitze, doch hat der Freistaat auch eine der höchsten Schulabbrecherquoten. Das geht aus dem neuen «Chancenspiegel» der Bertelsmann Stiftung hervor, der am Donnerstag vorgelegt wurde. Wissenschaftler der Universitäten in Dortmund und Jena analysieren darin jährlich, wie gerecht und leistungsstark das jeweilige Schulsystem der 16 Länder ist. In den Bereichen Durchlässigkeit und Integrationskraft landet Sachsen im Bundesvergleich auf mittleren Plätzen, während der Freistaat bei der sogenannten Zertifikatsvergabe eine rote Laterne trägt.
Der Studie zufolge erreichten 2012 nur 44,7 Prozent der sächsischen Schüler die Befähigung, an einer Hochschule zu studieren. Obwohl sich die Quote zum Vorjahr um 4,1 Prozentpunkte verbesserte, lag der Freistaat damit im Ländervergleich noch immer in der unteren Gruppe. Der Bundesdurchschnitt betrug 54,9 Prozent. Auch bei der Schulabbrecherquote rangiert Sachsen trotz Verbesserungen weiter am unteren Ende. Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss betrug demnach 9,1 Prozent. Damit liegt die Schulabbrecherquote in Sachsen 3,1 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt.
Für Sachsen Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) ist der vergleichsweise niedrige Anteil der Schüler mit Hochschulreife «Ausdruck eines Leistungsanspruches und weniger Folge unzureichender Chancengerechtigkeit». Bildungsstudien wie Pisa oder der Bundesländer-Leistungsvergleich in Mathematik und Naturwissenschaften belegten, «dass die soziale Herkunft nirgendwo in Deutschland eine so geringe Rolle für den schulischen Erfolg spielt, wie in Sachsen».
Die bildungspolitische Sprecherin der Linke-Fraktion, Cornelia Falken, verwies auf die großen regionalen Unterschiede bei der Schulabbrecherquote, die laut Studie je nach Region zwischen 5,5 und 13,4 Prozent schwankt. «Es macht folglich einen Unterschied, wo Kinder und Jugendliche hierzulande aufwachsen.» Sie forderte Kurth auf, das Bildungsangebot insbesondere im ländlichen Raum zu verbessern und eine regionalisierte Bildungsplanung einzuführen.
Gute Noten und einen Platz in der oberen Gruppe bekam der Freistaat im «Chancenspiegel» im Bereich Kompetenzförderung. Hier erreichten sächsische Neuntklässler bei der Mathekompetenz 536 Punkten - 36 mehr als der Bundesdurchschnitt. Und auch bei den leistungsstärksten und -schwächsten zehn Prozent der Neuntklässler belegten die Sachsen jeweils Spitzenplätze.
Mittlere Plätze belegt Sachsen bei den Punkten Integrationskraft und Durchlässigkeit. So benötigten 8,5 Prozent der sächsischen Schüler nach den landesspezifischen Diagnosestandards sonderpädagogische Förderung (Bundesdurchschnitt 6,6 Prozent). 6,3 Prozent blieben vom Regelschulsystem ausgeschlossen und wurden gesondert in Förderschulen unterrichtet - deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt (4,8 Prozent). Durch die vergleichsweise hohe Anzahl der Ganztagsschüler in der Primar- und Sekundarstufe I (79,1 Prozent) landet Sachsen im Bereich Integrationskraft insgesamt aber noch in der mittleren Gruppe.
41,9 Prozent der Fünftklässler gingen in Sachsen nach der Grundschule auf ein Gymnasium, bundesweit waren es mit 42,9 Prozent etwas mehr. 1,8 Prozent und damit im Bundesvergleich relativ wenige Schüler der Sekundarstufe mussten in Sachsen eine Klasse wiederholen (Bundesdurchschnitt: 2,7 Prozent).
Martin Fischer
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111557 Dez 14