Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 29.01.2015

Islam und Deutschland - Lernen vom "Alten Fritz"

 
Leitartikel Von Udo Röbel

Der Islam gehört zu Deutschland." Sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel."Der Islam gehört nicht zu Sachsen." Sagt der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Frage: Ist der Islam in Dresden ein anderer Islam als in Berlin? Oder gehört Sachsen jetzt nicht mehr zu Deutschland?

Dem Bürger schwirrt der Kopf. In der CDU grummelt es gewaltig. Und wenn der Generalsekretär der CDU sagt, dass dieser Satz natürlich eine andere Bedeutung habe, je nachdem ob man in Offenbach oder Leipzig lebe, klingt das mehr als hilflos. Für die Wut-konservativen Pegida-Demonstranten ist der Satz Wasser auf die Mühlen. Die AfD lacht sich ins Fäustchen und gießt in Gestalt ihres Herrn Gauland weiter Öl ins Feuer. Und was unter dem Eindruck des Attentats in Paris als Signal und Bekenntnis der Kanzlerin gedacht war, die Gesellschaft nicht spalten zu lassen, wächst sich gerade zu einer Debatte aus, die genau für das missbraucht wird: nämlich einen Keil in unsere Gesellschaft zu treiben.

Daran ist natürlich auch dieser Satz schuld. "Der Islam gehört zu Deutschland." Basta. Unumstößlich. Doch leider auch so verdichtet und zugespitzt, dass er gerade dazu einlädt, sich an ihm zu reiben, zu polarisieren - und zu spalten.

Erinnern wir uns: Der Satz stammt vom Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff. Gesagt hat er ihn am 3. Oktober 2010 in seiner Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit. Gegen den Widerstand seiner Berater, wie wir heute wissen. Gesagt hat er ihn doch. Weil ihm die Integration der Muslime wirklich am Herzen lag. Wohl aber auch, weil er wusste, dass er mit diesem Satz in die Geschichtsbücher eingehen würde.

Ach, hätte Wulff doch damals auch tiefer in die Geschichtsbücher geguckt. Und Merkel vielleicht auch, als sie seinen Satz wieder aufgriff. Es gab nämlich schon einmal eine Zeit, in der bei uns heftig über "fremde" Religionen gestritten wurde. Bis hin zur Forderung, die im protestantischen Königreich Preußen (für Soldatenkinder eingerichteten) römisch-katholischen Schulen wieder abzuschaffen.
 
Den dahingehenden Antrag beschied der damalige König mit der lapidaren handschriftlichen Bemerkung:

 "Die Religionen Müßen alle Tolleriret werden und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben das keine der anderen abruch Tuhe, den hier mus ein jeder nach Seiner Faßon Selich werden."

Gezeichnet "Fr." - Friedrich der Große, wie wir ihn heute nennen. Und noch einen Satz hat der "Alte Fritz" gesagt:
 
"Alle Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr die Leute, so sie profesieren, erliche Leute seindt, und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land pöbplieren (bevölkern), so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen (lassen)".

Dem ist auch heute nichts hinzuzufügen. Soll jeder glauben, was er will. Solange er sich an Recht und Gesetz hält. So einfach kann das sein.

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: