Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 02.05.2000

Bildung - Kein Geld - das Aus fürs Schüler-Rechenzentrum?

Vom Hin- und Herschieben des Problems im Dresdner Rathaus
 
DRESDEN. Zu Beginn des Jahres hatte die Stadt Mitarbeitern im Schülerrechenzentrum mitgeteilt, dass ihre Verträge ab Sommer nicht mehr verlängert werden. Die Stadt als Träger des Rechenzentrums muss sparen und Schulen schließen.
"Es ist glatter Wahnsinn. In Dresden wird die zweite Chipfabrik gebaut,und gleichzeitig will die Stadt die Förderung der jüngsten Computer-Experten einstellen", sagte Landtagsabgeordneter Karl Nolle (SPD) und forderte die Landesregierung auf, sich für den Erhalt des Schülerrechenzentrums in der Gret-Palucca-Straße 1 einzusetzen.
Über fehlende Computerspezialisten wird bundesweit geklagt. Deutschland hat bekanntlich die Entwicklung schlicht verschlafen. Angesichts dieser Tatsachen klingt es fast sensationell, dass es in Dresden schon seit 1985 ein Schülerrechenzentrum gibt. An den Lehrgängen dieser Einrichtung nehmen in diesem Jahr 114 Mädchen und Jungen teil. Es gibt Kurse zur Informatik, Elektronik und Sonderkurse zum Internet, zum Programmieren und zur PC-Steuerung. Begabte werden speziell gefördert und traten beispielsweise bei Wettbewerben wie "Jugend forscht" hervor. Zwischen 180 und 250 Mark zahlen die Schüler im Jahr und decken damit die Kosten für die Arbeitsgruppenleiter. Für eineinhalb Technik-Stellen, einige Sekretariatsstunden und Sachmittel kommt bisher die Stadt auf. Dort hatte Verwaltungsbürgermeister Wolf-Dieter Müller (CDU) die Bedeutung des Schülerrechenzentrums unterschätzt. Arbeitsgemeinschaften könnten doch auch ausreichen. Eine entsprechende Vorlage an den Stadtrat wurde schon ausgearbeitet. Eine Anfrage zur letzten Stadtratssitzung war ihm offensichtlich peinlich. Die Technik im Schülerrechenzentrum sei veraltet. Deshalb gebe es Gespräche mit der Technischen Hochschule Dresden und der Jugend-Volkshochschule, um die Einrichtung fortzuführen, sagte er. Rathausintern liegt die Angelegenheit nun auf dem Tisch von Wirtschaftsbürgermeister Rolf Wolgast (SPD). Doch der hat auch kein Geld für diese Zusatzaufgabe.
Experten befürchten zudem, dass die Jugend-Volkshochschule niemals ein Ersatz für das Schülerrechenzentrum werden kann. Eine Zusammenarbeit zwischen Volkshochschule und TU gibt es de facto auch noch nicht.
(von Bettina Klemm)

Karl Nolle im Webseitentest
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