BILD-Zeitung, 22.06.2001
Florett statt Holzhammer
Kommentar von Heinz Eggert
DRESDEN. Wir Politiker sind gern Vorbilder in der öffentlichen Diskussion. Doch manchmal muss ich mich für meine Kollegen schämen. Aus erbittertem Streit werden leider oft wüste Beschimpfungen. „Schmutzfink, Schwätzer, Schwachkopf, Lügner“, heißt es da. „Fälscher, Sumpfblüte, Märchenerzähler oder Hanswurst.“
Diese Worte habe ich mir nicht ausgedacht. Es sind protokollierte Bemerkungen von Politikern über Politiker. Glauben Sie nicht? Aus dem Bundestag sind solar folgende - Bezeichnungen, nachzulesen in den Protokollen, bekannt: „Professor Dreckschleuder, Mini-Goebbels; feiger Hund, So ein Rindvieh".
Die Liste lässt sich leider unendlich fortsetzen, und oft ist es wirklich nicht mehr witzig. „Sie sind die größte Panne!“; „Ein unangenehmer Drecksack sind Sie!"; „Nicht alle Tassen im Schrank" -das ist eines Politikers unwürdig.
Keine Frage, Streit muss sein. Und manche Übertreibung hat Unterhaltungswert.
Aber alles hat Grenzen. Man darf den anderen als Heuchler vorführen, wenn er einer ist. Man darf ihm kunstvoll ,ironisch, doppelsinnig und sprachgewaltig die Argumente zerschlagen Aber nicht das Gesicht! Auch nicht in Sachsen.
Wenn Herr
Nolle von der SPD, als „rotes Arschloch" beschimpft wird, beklagt er sich zu recht- Nennt er Mi-nisterpräsident Bie-denkopf öffentlich „ei-nen Fall für den Psy-chiater und Gerontolo-gen" ist er selbst Ver-ursacher dieses Kli-mas. Und bezeichnet Biedenkopf einen OB-Kandidaten als „Schrott“, hat das mit politischer Kultur auch nichts zu tun.
Manchmal ist auch eine öffentliche Entschuldigung für eine öffentliche Entgleisung Größe. Oder ? Schreiben Sie mir, was Sie denken. An BILD, Devrientstraße 5, 01067 Dresden. Fax 03511490 42 24 oder E-Mail an dresden@bild.de.
(Heinz Eggert)