BILD-Zeitung, 09.07.2001
OB Ingolf Roßberg schoss den Vogel ab
Schützenkönig wurde Karl Nolle
Karl Nolle mit historischer Armbrust beim
traditionellen Vogelschießen - 600 Jahre
Geschichte in Dresden.
DRESDEN. Der frischgebackenen OB Ingolf Roßberg (40, FDP kam in Jeans, blauem Hemd zum traditionellen Vogelschießen der Promis auf dem Gelände der alten Dresdner „Vogelwiese“ – und schoss auch gleich den Vogel ab...
Vorher stöhnte er: „Ach du liebe Zeit...“ Dann visierte er aber cool den in 13 Metern Höhe aufgehängten hölzernen Vogel an. Treffer! Eine brauen Feder trudelte zu Boden. Roßberg staunend mit Zigarillo im Mund: „Komisch, ich habe noch nie Armbrust geschossen...“
Beim Vogelschießen auch dabei: Rund 20 Polit-Promis. Alle eingeladen vom Schausteller-Verband und den Privilegierten Scheibenschützen Dresden e.V. Deren Präsident Dr. Uwe Steffen (41) happy: „Wir freuen uns, dass nach 1933 erstmals wieder ein Oberbürgermeister teilnimmt.“ Ex-OB Dr. Herbert Wagner (52, CDU) hatte sich immer vertreten lassen...
Die Einladung zum Vogelschießen bekam Roßberg übrigens von Großcousin Uwe Roßberg (24), auch im Schützenverein. Uwe: „Wir haben uns seit acht Jahren nicht gesehen. Der Ingolf war immer beruflich unterwegs. Endlich treffen wir uns mal wieder.“
Von insgesamt sechs Versuchen traf der OB übrigens fünf Mal. Szenenapplaus von zwölf Stadträten. Auch von Barbara Lässig (44, PDS-Fraktion), Schützenkönigin im Vorjahr. Ihr Kommentar: „Ich will gar nicht gewinnen, muss sonst ´ne Runde ausgeben.“
Zum Endsieg reichte es für Roßberg dann aber doch nicht. Den schnappte sich mit einem Treffer mitten ins Sachsen-Wappen SPD-Schwergewicht
Karl Nolle (56). Der feixte: „Mit dem linken oder rechten Flügel geb´ ich mich eben nicht zufrieden...“
(Hans Jancke)