Karl Nolle, MdL

Wirtschaftsminister Kajo Schommer unter Beschuss

 
DRESDEN. Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) hat mit Äußerungen über die Chancen von über 50-Jährigen auf dem Arbeitsmarkt einen Proteststurm ausgelöst. Der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, Thomas Pietzsch (CDU), sagte am Freitag: "Staatsminister Schommer hat als Arbeitsminister alles zu tun, dass möglichst viele Menschen einen Arbeitsplatz haben." Gerade ältere Arbeitnehmer sollten auf Grund ihrer langjährigen Erfahrungen nicht ins Abseits gestellt werden. Der CDU-Landtagsabgeordnete Marko Schiemann forderte alle Verantwortlichen auf, mit neuen Ideen der Lausitz neuen Schwung zu geben. Dabei würden alle Arbeitnehmer gebraucht, "egal ob sie alt oder jung sind". Schommer hatte am Vortag auf einem Forum in Cottbus erklärt, es könne nicht mehr das Ziel der Arbeitsämter sein, ältere Langzeitarbeitslose wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Kritik äußerten auch die Opposition und die Gewerkschaften. Schommer verhalte sich heuchlerisch, sagte der PDS-Experte für Arbeitsmarktpolitik, Karl-Friedrich Zais. Schommer mit seinen 60 Jahren könne nun ab aufs Altenteil und die Arbeit Jüngeren überlassen, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Karl Nolle. Als "Bankrotterklärung des Arbeitsministers" bezeichnete der sächsische DGB-Vorsitzende Hanjo Lucassen Schommers Worte. Ziel einer aktivierenden Politik müsse es sein, arbeitslosen Menschen eine Chance auf einen Job zu verschaffen. Derzeit seien in Sachsen rund 132 000 Männer und Frauen über 50 Jahre arbeitslos. Schommers Äußerungen seien nur im Zusammenhang mit dem "Tauris"-Projekt zu verstehen, sagte Jörg Geiger vom Wirtschaftsministerium. Bei Langzeitarbeitslosen sollten keine Hoffnungen geweckt werden, wenn die Hoffnung auf Arbeit nur noch gering ist. Stattdessen müssten ihnen - beispielsweise mit dem "Tauris"-Projekt - Aufgaben außerhalb der Erwerbsarbeit angeboten werden. "Tauris" richtet sich an Menschen, die über 50 Jahre alt sind, seit mehr als zwölf Monaten keine Arbeit haben oder Sozialhilfe beziehen. Wer vier Mal bis zu vierzehn Stunden pro Woche in einem Projekt seiner Wahl aktiv war, erhält einen Gutschein im Wert von 150 Mark. (dpa/SZ)