FAKTuell online Zeitung, 03.08.2001
Dresdner SPD-Nachwuchs kürt Karl Nolle zum Ehrenjuso
Kommentar von Christopher Ray
Zur Jahreswende tendierte die Sachsen-SPD noch dazu ihren Lautsprecher Nolle in die Wüste zu schicken, als er sich unbeeindruckt von der vorherrschenden Duckmäuserei im Freistaat mit Biedenkopf anlegte.
Die berechtigten Fragen nach der Familientradition Ries/Biedenkopf, die deutliche Hinterfragung der günstigen Ministerpräsidenten-Miete, der Freundschaften mit Investoren, nahm die SPD-Führung Nolle übel.
So übel, dass man im Kriechgang bei Biedenkopf Abbitte leistete.
So übel, dass Nolle seine Kandidatur zum Dresdner Stadtoberhaupt zurückzog.
So übel, meinen Insider, dass man ein Parteiausschlussverfahren in Betracht gezogen haben soll.
Zwar steht die Landespartei Nolle noch immer skeptisch gegenüber, weil der aufrechte Gang Rückgrat erfordert, aber der SPD-Nachwuchs gibt zu besten Hoffnungen Anlass, wie folgende Pressemitteilung zeigt:
>>>Die Dresdner Jusos (junge Mitglieder bis bis 35 Jahre) haben am vergangenen Dienstag den sächsischen Landtagsabgeordneten Karl Nolle zu ihrem Ehrenmitglied gemacht. Der einstimmige Beschluss wurde zwischen Mitgliederversammlung und Grillfest gefällt - Laudatio, Beifall und Dankesrede inklusive.
Der 56-jährige Karl Nolle, seit 1963 SPD-Mitglied, war selbst 17 Jahre lang aktiver Juso.
"Dass wir Karl nun wieder zurück zu den Jusos holen, liegt daran, dass er der perfekte Juso ist", so die Vorsitzende Sabine Friedel.
"Er denkt quer, arbeitet konstruktiv, handelt konsequent und ist ein Mann klarer, ehrlicher Worte."
Noch am gleichen Abend hat Nolle seine erste Amtshandlung als Ehrenjuso vorgenommen: Zusammen mit den Dresdner Jusos unterzeichnete er die Geschenkurkunde für Ingolf Rossbergs Amtsantrittsgabe - den abgebrochenen Rotstift.
Nolle in seiner Entgegnung auf die Laudatio: "Dieser politische Brückenschlag zwischen den Generationen zeigt das neue Gesicht der Dresdner SPD. Die Menschen in Sachsen wollen Klarheit und Wahrheit und kein Reden um den heißen Brei. Sie wollen wissen, wo wir stehen und wofür wir stehen.
Der riesige Zuspruch aus SPD und PDS, teilweise auch aus der CDU, und die große Resonanz aus ganz Sachsen zur Aufklärung der Biedenkopfskandale zeigen das.
Die Leute hier sind es leid, 10 Jahre nach der Wende weiter Versuchskaninchen für die vordemokratische Feudalmentalität eines kleinkarierten Regentenehepaares zu sein, dass offensichtlich Spaß daran hat, die Leidensfähigkeit und Duldsamkeit, der vom Stalinismus so gebeutelten Sachsen, zu testen."<<<
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