BILD am SONNTAG, Seiten 4/5, 12.08.2001
Agnes Hürland-Büning strich Millionen als Rüstungs - Lobbyistin ein und wurde als "Frau Raffzahn" bekannt.
Leunaschmiermillionen in Sachsen investiert ?
Politiker predigen gern Solidarität und Hilfe für die Schwächeren. Wenn es um die eigene Person geht, sieht das manchmal ganz anders aus. Ein besonders krasser Fall ist die CDU-Politikerin Agnes Hörland-Büning (75), Ex-Staatssekretärin im Bundesverteidigungsministerium und Thyssen-Lobbyistin: Sie verdiente Millionen mit ihrem Wissen und Kontakten aus der Politiker Zeit, besitzt Häuser und Wohnungen in ganz Deutschland - und ihren Sohn lässt sie auf einem Campingplatz hausen!
Ein Wohnwagen auf dem Campingplatz „Lech" in der Einflugschneise des Augsburger Flughafens: Hier lebt Paulus Hörland (49) mit seiner schwer krebskranken Frau Petra (49) und dem Eurasier-Hund Max. Der gelernte Maschinenbauzeichner zu BamS: „Seit April wohnen wir hier."
Jahrelang hatte Paulus mit seiner Familie in einem Haus seiner Mutter Agnes gewohnt - mit notariell beglaubigtem lebenslangem mietfreiem Wohnrecht. Doch vor gut einem Jahr hatte die CDU-Politikerin - sie ist Trägerin des Ordens der Heiligen Olga der russischorthodoxen Kirche, liest jeden Tag in der Bibel - ihren Sohn kurzerhand vor die Tür gesetzt. Mit ihm hatte sie sich zerstritten, da sollte er aus dem Haus! Schlösser ausgewechselt, Möbel raus. Nach missglückter Suche nach einer Bleibe landete der Hörland-Sohn mit seiner kranken Frau auf dem Zeltplatz.
Mit Mietern und Immobilien kennt sich Agnes Hürland-Büning bestens aus. Vor allem dann, wenn es um das große Geld geht!
Ortswechsel: Der Dresdner Vorort Weixdorf, Seifzerteichstraße 7. Eine feine Adresse - drei Neubauten mit insgesamt 18 Wohnungen. Was keiner der Mieter weiß: Das Anwesen ist Teil des Immobilien-Imperiums der geschäftstüchtigen Ex-Staatssekretärin.
Satte 2.141.856 Mark zahlte Agnes Hürland-Büning für 9 der 18 Wohnungen. Trotzdem ein lukrativer Deal, denn: Laut Kaufvertrag garantierte der Freistaat Sachsen märchenhaft niedrige Finanzierungszinsen.
Von BILD am SONNTAG nach ihren Wohnungsgeschäften gefragt, antwortete Agnes Hürland-Büning per Fax: „Immobiliengeschäfte
habe ich überhaupt nicht betrieben, also auch nicht in Dresden und Umgebung. In den 60er-Jahren war ich Immobilienmaklerin, seit 1968 nicht mehr"
BamS hat aber im Grundbuch nachgesehen! Dort steht schwarz auf weiß: Von den 18 Wohnungen gehören 9 der Ex-Staatssekretärin.
Gemeinsam mit ihrem jüngsten Sohn Norbert (47) betreibt Hürland-Büning die Hürland Wohnbau GmbH, hat außer in Dresden Häuser und Wohnungen im westfälischen Dorsten und im nahen Schermbeck, in Töging bei Augsburg und im 3400-Einwohner-Dorf Ohlstadt bei Garmisch-Partenkirchen.
Mit der Gemeinde Ohlstadt, - dort unterhält sie einen Zweitwohnsitz – führt die Seniorin seit Monaten einen privaten Kleinkrieg, weil Bürgermeisterin Ingrid Bässler (57) Gewerbesteuer von ihrer prominenten Einwohnerin verlangt: In einem Teil ihrer Rechnungen an den Thyssen-Konzern hatte Lobbyistin Hürland-Büning,
Ohlstadt als Adresse angegeben. Die Folge: eine Rechnung über 209.000 Mark. Doch „Mutter Agnes", wie sie als CDU-Bundestagsabgeordnete früher von Fraktionskollegen genannt wurde, weigert sich zu zahlen, bot bisher nur 50 000 Mark an. Dabei hatte sie mit ihrer „Beratertätigkeit" für Thyssen, E-Plus und den französischen Ölkonzern Elf-Aquitaine insgesamt mehr als 9,5 Millionen Mark verdient.
(Von ROLF KLEINE und DIETER SCHLÜTER)