Karl Nolle, MdL

Milbradt zum neuen CDU-Vorsitzenden gewählt

 
GLAUCHAU - Georg Milbradt ist wieder obenauf. Gegen den ausdrücklichen Wunsch von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hat die Sachsen-CDU den ehemaligen Finanzminister zu ihrem neuen Landesvorsitzenden gemacht. Sie erteilte damit Umweltminister Steffen Flath eine Abfuhr - und vor allem dessen Förderer Biedenkopf selbst eine deftige Niederlage.

Mit 131 gegen 96 Stimmen gewann Milbradt bei dem Parteitag am Sonnabend in Glauchau die lange vorbereitete Kampfabstimmung gegen Flath. Fünf Stunden hatte das Ringen bei dem Kongress noch gebraucht, bis die Entscheidung stand.

Offenbar hatte Milbradt sie mit einem persönlichen Wort an Biedenkopf gewonnen: „Lieber Kurt", sprach er seinen Ziehvater an, der ihn 1990 nach Sachsen geholt hatte. Er erinnerte an gemeinsame Kämpfe, gute Diskussionen und daran, dass eigentlich niemand auf den 71-Jährigen verzichten wolle: „Aber wir wissen, dass sich die Zeit nicht anhalten lässt... "

Vor dem Parteitag und in den Reden dort hatten alle Akteure gemahnt, dass nach der Entscheidung wieder Ruhe in die monatelang zerstrittene Partei einziehen müsse. Aber kaum war das Ergebnis verkündet, gab Biedenkopf das Signal, dass der Kampf weitergehe. Nach einer kurzen Gratulation sagte er trotzig, nun müsse Milbradt den Generationswechsel eben mit ihm gemeinsam verwirklichen. Auch Flath stellte klar, dass noch lange kein Frieden herrscht: „Jetzt gehört der Streit in die Partei, nicht in die Zeitung", sagte er bei der ersten Pressekonferenz.

Der Parteitag baute das gesamte Führungsteam gründlich um. Der unterlegene Flath wurde mit dem zweitbesten Ergebnis (151 Stimmen) als Stellvertretender
Vorsitzender hineingewählt. Der Zwickauer Oberbürgermeister Dietmar Vettermann (134) löste den prominenten Heinz Eggert (84) als weiteren Vize ab. Daneben blieb nur Gleichstellungsministerin Christine Weber (125). Neuer Generalsekretär wurde der Grimmaer Abgeordnete Hermann Winkler mit sicheren 161 Stimmen.
(Stefan Rössel)