Morgenpost Dresden, 15.11.2001
Rund 2.000 demonstrierten vor Marx - Kerzen und Attacken gegen die Ostpolitik
Demonstration am Nischel gegen die Ostpolitik der Regierung. Metaller Bender forderte den Rücktritt des Ostministers Schwanitz, für den es ein Extra Schild gab
CHEMNITZ -„Sachsen ohne Bahnwerk - Stoppt den Wahn vom Bahnzwerg!", „Bringt die Arbeit zu den Menschen"„Raus aus dem Bündnis für Arbeit!". Mit selbst gemalten Schildern demonstrierten Chemnitzer gestern am Karl-Marx-Monument für mehr Arbeit und Ausbildungsplätze. Rund 2.000 waren gekommen, so die Polizei.
Mit Kerzen in der Hand lauschten sie dem Chemnitzer IG-Metall-Boss Sieghard Bender. Und der langte gleich zu Beginn ordentlich hin: „Schwanitz ab in den Westen - ohne Rückfahrkarte." Für die Kritik an der Arbeit des Staatsministers für den Aufbau Ost, Rolf Schwanitz (SPD), gab's lauten Beifall. Besonders kreidete Bender dem Vogtländer an, dass es bis heute kein Konzept gibt, um mehr Ausbildungsplätze im Osten zu schaffen. Benders Vorschlag: „Statt eine Kopfprämie für Jugendliche zu zahlen, die in den Westen gehen, sollte man das Geld nutzen, um Betriebe zu belohnen, die hier Ausbildungsplätze schaffen." Die Idee ist Schwanitz bereits vorgetragen worden. Bender: „Aber ich hatte den Eindruck, das interessierte seinen Fahrer mehr als ihn."
Und Robert Schönherr, IG Metall-Jugendvertreter, sagte: „Vielleicht will Schwanitz eine Greencard und in den Westen gehen. Wir halten ihn
nicht! Aber wir wollen hier bleiben!"
Rund 5.000 Jugendliche gingen in diesem Jahr in den Westen, um dort eine Ausbildung zu machen. Jedes Wochenende pendeln 300.000 Menschen
aus dem Osten zum Arbeiten in den Westen. Bender: „Also muss die Arbeit herkommen. Mehr Arbeit hier bedeutet mehr Kaufkraft, mehr Entwicklung. Das muss Politik leisten."
(Gvl)