Sächsische Zeitung, 24.11.2001
Warum Nolle nichts mit Dieter Bohlen hat
Sächsisch betrachtet - Glosse von Andreas Novak
DER Skandal um Ministerpräsidentengattin Ingrid Biedenkopf hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht - und kein Wort davon war den Medien zu entnehmen. Eine Verschwörung? Nicht doch, wir holen es ja schon nach. Also: Frau Biedenkopf beschei ..., - äh Verzeihung, schummelt bei Wohltätigkeitstombolas! Ja, richtig gelesen: Landesmutter Ingrid ist ein ganz schlimmer Finger! Und wer hat es ans Licht gebracht? Der sächsische SPD-Chefaufklärer Karl Nolle. Zugegeben, gemunkelt wurde schon immer über gewisse Auffälligkeiten - Aber genaues weiß natürlich niemand. Auch Nolle raunt nur vage Vermutungen: „Beim Wohltätigkeitsessen zu Gunsten der Hungernden soll jahrelang der Eimer mit den Hauptgewinnen immer an einem Tisch gelandet sein und somit sollen Verwandte, Freunde, Bekannte und Köche mit Autos und anderen wertvollen Geschenken bedacht worden sein." Nun überlegt Nolle, ob er an der in Kürze anstehenden Wohltätigkeitsveranstaltung teilnehmen sollte - nicht nur wegen des guten Zwecks, auch um Ingrid auf die Finger zu schauen. Und vielleicht gewinnt er ja etwas? Wir freuen uns auf die nächste Pressemitteilung nach der Veranstaltung . . .
SO wie wir uns über die Pressemitteilungen vor einer reichlichen Woche, gefreut haben: Acht Stück innerhalb von acht Stunden, manche im Abstand von nur wenigen Minuten, waren über Nacht eingetrudelt. Die älteren Kollegen, die angesichts des zu erwartenden Arbeitsaufwands um ihre Gesundheit fürchteten, konnten ihre Herztropfen aber wieder zur Seite stellen: Die acht Mitteilungen hatten alle den gleichen Wortlaut. Kommentar Nolle: Da hat nur die Technik gesponnen.
ODER wollte Nolle mit einer neuen Masche Aufmerksamkeit erregen? Das wirft ihm zumindest Regierungssprecher Michael Sagurna ja gern immer mal wieder vor: Vor wenigen Tagen gab Sagurna Nolle auf einer Pressekonferenz sogar Tipps, wie man in Deutschland noch bekannter werden kann: Man könne zum Beispiel jung, weiblich und attraktiv sein und mit Dieter Bohlen anbändeln. Oder man könne konstruktive Sacharbeit im Parlament leisten. „Da Herr Nolle die Voraussetzungen für beides nicht hat", fügte: der Regierungssprecher süffisant hinzu, „muss er wohl so weitermachen wie bisher."