BILD-Zeitung Dresden, 28.11.2001
Biedenkopf, sein Freund Barth und die Paunsdorf-Affäre
Der Brief, der alles verrät
„Lieber Kurt-Hans, entgegen der gestern besprochenen Strategie, dass Du nur für zwei Objekte im Moment tätig werden kannst, muss Ich Dich leider bitten, nach für eine andere Dinge Deinen Einfluss geltend zu machen.“
So beginnt ein Brief, der BILD vorliegt: Am 12. November 1990 geschrieben vom Kölner Bau-Unternehmer Heinz Barth (75) an seinen Freund Kurt Biedenkopf (71, CDU). Damals war der sächsische Ministerpräsident gerade zwei Wochen im Amt. Jetzt muss er sich wegen allzu eifrigen Förderung des Behörden-Zentrums in Paunsdorf (Leipzig) vor einem Untersuchungsausschuss des Landtages verantworten. Barth hatte es errichtet, auf Biedenkopfs Anweisung wurde es komplett von sächsischen Behörden gemietet. Zu überhöhten Mieten, wie die Opposition kritisiert. Barth bekommt 400 Millionen Mark in 25 Jahren.
Jetzt taucht dieser Brief auf. Und wirft ein Schlaglicht auf den Ton, der zwischen Biko und seinen besonderen Freunden herrschte. Eine Bestellliste der Gefälligkeiten...
Barth bat Biedenkopf schon kurz nach dem Amtsantritt dafür zu sorgen, dass er ein Grundstück in Leipzig (Lützner Straße 164, heutiges Forum Leipzig-Lindenau) von der Treuhand kaufen könne. Dort wollte er 80 Millionen Mark investieren.
Dazu sollte Biedenkopf dafür sorgen, dass die politischen Gremien der Stadt Leipzig dem geplanten Einkaufscenter in Paunsdorf (neben dem heutigen Behördenzentrum) zustimmen. Barth ganz unverblümt „Eine möglichst schnelle Realisierung... ist deshalb notwendig, damit Bauvorhaben in ähnlicher Größenordnung wie Seehausen und Günthersdorf sowie noch ca. 15 bis 20 Objekte dieser Größenordnung in kleineren Gemeinden ... verhindert werden." Biedenkopf sollte also die Konkurrenz gleich mit ausschalten.
Bitte zum Schluss: „Ich möchte Dich nochmals an eine andere Sache erinnern, ... dass mein italienischer Freund und Nachbar Robert Haggiag alle Kinos in Dresden und Leipzig kaufen möchte. Hast Du hier schon was unternommen? Herzliche Grüße, Dein Heinz."
Regierungesprecher Michael Sagurna (45) findet das harmlos: „Zu Herrn Barth verbindet den Ministerpräsidenten eine viel engere Freundschaft als zu anderen Investoren. Natürlich hat er ihm geholfen, die eine oder andere Investition zu realisieren...“
(Dieter Schlüter)