Karl Nolle, MdL

Biedenkopf gerät in der Paunsdorfaffäre noch mehr unter Druck

 
NachrichtenRadio MDR info – Moderatorin:
„Ministerpräsident Biedenkopf gerät in der Affäre um das Paunsdorf-Center bei Leipzig immer mehr unter Druck. Anlass dafür sind zwei Briefe, des mit ihm befreundeten Investors Heinz Barth aus Köln, die jetzt dem parlamentarischen Untersuchungs-Ausschuss des Landtages vorliegen.

Vor allem der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle fühlt sich bestätigt. Der schwergewichtige Niedersachse, vom politischen Gegner lange als Biedenkopfjäger verspottet, dürfte sich an den Spruch erinnert fühlen, demzufolge am besten lacht, wer es zuletzt tut.

Rainer Koch über den Mann, der in Sachsen ordentlich politischen Staub aufwirbelt.“

Rainer Koch: „Die Dicken seien gemütlich. Das kann Karl Nolle auch sein. Mehr noch aber ist der 56 Jahre alte Druckereiunternehmer mit rotem Parteibuch hartnäckig.

1989 war der Mann, der seinen ersten Betrieb mit Gerhard Schröder gründete, in Sachsen, als die Mauer fiel. Und er blieb. Die Druckerei in Hannover betrieb seine Frau weiter, bis auch das Unternehmen 1995 nach Dresden übersiedelte. Nolle schuf also in Sachsen Arbeitsplätze, rund 60 bis heute. 1999 zog er ausserdem für die SPD in den sächsischen Landtag ein. Dort machte er sich seither als Biedenkopfjäger einen Namen.

Putzfrauen-Affäre, Paunsdorf-Center, Grimma-Behörden-Center, immer nahm Nolle die Fährte auf.

Was trieb und treibt ihn an?“

Karl Nolle: „Das ist Aufgabe der Opposition zu opponieren und Aufgabe der Regierung zu regieren. Da ich nun der SPD-Opposition angehöre und das auch sehr gern tue, ist es so, dass ich es als meine Aufgabe sehe, all die Ungereimtheiten, die Widersprüche, auch die Lügen der Regierung zu analysieren und zu veröffentlichen.“

Rainer Koch: „Im Freistaat Sachsen war solches Oppositionsverständnis ungewohnt, weshalb man zunächst lächelte, doch Nolle nahm sich den Premier vor.“

Karl Nolle: „Das ist Logisch! Der Ministerpräsident dieses Landes ist eine sehr schillernde Figur. Er hat hervorragende Aufbauleistungen geschaffen, aber er hat eine Regiment eingeführt, mit Hofstaat und Hofberichterstattung, was in Deutschland seines Gleichen sucht.“

Rainer Koch: „In der Putzfrauenaffäre musste Biedenkopf auch wegen Nolles Eifer über 120.000 Mark nachzahlen, für kostenlos in Anspruch genommene Dienstleistungen. Nun wird es beim Paunsdorf-Ausschuss für den Premier eng. Zwei Briefe des Investors und Duz-Freundes Heinz Barth aus Köln belegen, dass Biedenkopf für ihn mehr als üblich Lobby machte. Für Nolle ein Triumph.“

Karl Nolle: „Ich denke, eigentlich könnten wir den Untersuchungsausschuss beenden, denn hier ist ganz offensichtlich und dokumentiert, dass der Ministerpräsident nur ein billiger Vollstrecker seines Freundes Barth gewesen ist. Und er hat dieses auch vorm Ausschuss ausdrücklich bestritten und gelogen, obwohl die Dokumente vorliegen. Also hier ist auch Vorsatz mit im Spiel und ich denke, dass damit ganz deutlich wird, dass das was der Ausschuss ermitteln soll, nämlich die Einflussnahme des Ministerpräsidenten, tatsächlich in der Form auch erfolgt ist.“

Rainer Koch: „Dabei hatte auch die eigene Partei, die SPD, mit dem Neusachsen aus Niedersachsen wegen seines nicht uneigenen Jagdeifers lange Probleme. Nolle gibt sich amüsiert.“

Karl Nolle: „Ich bin gewohnt auch allein Entscheidungen zu treffen und allein zu denken. Ich brauche niemanden, der für mich vordenkt. Das ist vielleicht für manchen ungewöhnlich, aber das ist mein normales Leben. Der Erfolg hat nachher viele Väter und viele Väter haben sich bei dem jetzigen politischen Erfolg schon angemeldet.“

Rainer Koch: „Als Unternehmer sagt Nolle, sei er eben nicht existentiell abhängig vom politischen Geschäft. Das schaffe Freiräume.

Allerdings gehört der Freistaat Sachsen zu den Auftraggebern seiner Druckerei. Und wie man hört, gehen staatliche Aufträge zurück, seit Unternehmer Nolle, der in Dresden auch schon Schützenkönig war, auf der politischen Pirsch gegen Biedenkopf ist.“

NachrichtenRadio MDR info – Moderatorin: „Unser Sachsenkorrespondent Rainer Koch traf den Biedenkopfjäger Nolle.

...“