Freie Presse Schwarzenberg, 25.10.2000
Grenzübergreifendes Projekt findet eine Lobby
SPD-Arbeitskreis befasst sich mit Tourismusfragen in der Region
BREITENBRUNN. Es ist eine neue Qualität, die die künftige Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen der beteiligten Gemeinden diesseits und jenseits des Erzgebirgskamms zur Realisierung des binationalen Projektes „Ferienland Sachsen – Tschechien“ verbinden wird. Nicht eine sächsische und eine tschechische Gemeinde werden an diesem Vorhaben beteiligt sein, sondern ein ganzer Verband. So charakterisierte Constanze Krehl, Vorsitzende der sächsischen SPD, das wohl wichtigste Ergebnis der Beratung des Arbeitskreises Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Umwelt des sächsischen Landtages, der sich am Montag in Breitenbrunn mit Fragen grenzüberschreitender Tourismusprojekte beschäftigte.
Ein zentrales Thema war dabei die künftige Gestaltung des Ferienlandes zwischen Klingenthal und Oberwiesenthal. Neben Mitgliedern der SPD-Fraktion im sächsischen Landtag waren der Einladung nach Breitenbrunn Kommunalpolitiker verschiedener Ebenen, Mitarbeiter von Institutionen und vor allem Mitglieder des tschechischen Parlaments gefolgt.
Im Mittelpunkt der Gespräche stand unter anderem die schnellstmögliche Gründung eines Verbandes (juristische Person), um einen Projektträger zu installieren, der als Kompetenzzentrum für die Beteiligten auf sächsischer Seite die entsprechenden Anträge stellen könnte, betonte
Karl Nolle, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Dies erhöhe enorm die Chancen, um an die notwendigen Fördermittel heranzukommen. Schließlich haben es die tschechischen Partner schon zu einem solchen Projekt geschafft.
Ein derartiges Vorhaben verstehe sich als klares Bekenntnis zum Wirtschaftsfaktor Tourismus. Gudrun Klein, Landtagsabgeordnete, sieht darin die Pflichtaufgabe des Tourismus für die Wirtschaftförderung. Ausgangspunkt für das Projekt sind die Ergebnisse unter anderem aus der Arbeit am Modellvorhaben „Sanierungs- und Entwicklungsgebiet Uranbergbau“ (SEG). Eines dieser Ergebnisse ist die Feststellung der mangelhaften Verkehrsanbindung, die eine langfristige erfolgreiche, Arbeitsplätze schaffende Ansiedlung von Industrie und Gewerbe beeinträchtige, heißt es in einem Positionspapier der SPD. Ein Anliegen mit höchster Priorität für die Region, welches allem Anschein nach jedoch vernachlässigt worden ist. Ein Fakt, der auf die Akteure jedoch nur bedingt zutreffe, wird festgestellt.
In mehrjähriger grenzübergreifender Zusammenarbeit sei bei den beteiligten Grenzorten (Potucky, Novi Hamri, Pernink, Abertamy, Jachymov, Bozi Dar, Louvna, Oberwiesenthal, Johanngeorgenstadt, Rittersgrün und Breitenbrunn) die Überzeugung gewachsen, künftig touristische Projekte gemeinsam zu konzipieren. Im Ergebnis aller Gespräche ist die Idee für eine binationales touristisches Großprojekt, das Sächsisch-Böhmische Ferienland, entstanden, in dessen Mittelpunkt das Feriendorf in Breitenbrunn liegen soll, das alle angesiedelten und entstehenden Projekte mit einer täglichen, planbaren Anzahl von Feriengästen versorgen soll. Das Feriendorf sollte entsprechend des Papiers eine ausreichende Kapazität an Personen beherbergen können.
(Bernd Heinz)