Dresdner Morgenpost, 13.04.2002
Minister Schommer verdiente sich die meisten Beinamen
DRESDEN - Kajo Schommer (62) ist einer der drei letzten „Auf-bauminister", die seit 1990 dabei waren und mit dem Rücktritt von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf endgültig aus der Regierung schei-den. Der ehemalige West-Import ist eine der schillerndsten Figuren im auslaufenden Kabinett.
Der Wirtschaftsminister wurde mit so vielen (meist wenig schmeichelhaften) Beinamen belegt wie kein anderer. „Strahlemann, Schaumschläger, Charmeur“, zitiert die PDS Abgeordnete Ingrid Mattern. „Berufsoptimist" gehört dazu. Das nimmt er ernst: „Ich muss den Menschen doch Mut machen!"
Auch seine Politik war umstritten wie bei kaum einem anderen. Schommer gehe „mit der Wünschelrute durchs Land", warf ihm SPD-Widersacher
Karl Nolle vor. Selbst aus der CDU -Fraktion kam immer wieder unüberhörbare Kritik - etwa an geringem Einsatz für die Bahn. Offenkundig spielten dort auch Begehrlichkeiten mit, die sein Amt weckt, aus dem Fördergelder als Wohltaten verteilt werden können.
Zu Schommers Stärken gehört die Beharrlichkeit, mit der er Ziele verfolgte. Als letzte Kostprobe handelte er mit dem Bund den kurzfristigen Bau der Autobahn Chemnitz-Leipzig aus. Die Morgenpost sprach mit ihm über sein elfeinhalbjähriges Wirken.
(von Stefan Rössel)