BILD Dresden, 16.07.2002
Der Prügeleinsatz des Freiberger Vopochefs
Jetzt "prügeln" Politiker auf Herrn Jelinek ein
DRESDEN/FREIBERG. - Der skandalöse Aufstieg des Leitenden Polizeidirektors Peter Jelinek (53) ins Innen-Ministerium - holt ihn seine Vergangenheit doch noch ein?
Jetzt will sich der Landtag erneut mit dem Fall befassen. Unmut und Bauchschmerzen gab's bereits in der CDU Fraktion.
Zur Erinnerung: Oberstleutnant Jelinek war Leiter des Volkspolizeikreisamtes Freiberg, ließ noch kurz vor der Wende am Bahnhof Demonstranten niederknüppeln (BILD berichtete). Trotzdem wurde er verbeamtet und befördert.
Die Landtagsabgeordnete Simone Raatz (SPD) stammt aus Freiberg: „Es war einer der brutalsten Polizei-Einsätze in der DDR. Es wundert mich, dass die CDU Leute wie Jelinek auf solche Posten hebt."
Ihr Fraktionskollege Karl Nolle (SPD) fordert Jelineks Rausschmiss: „Das Thema ist noch nicht vom Tisch. Ich werde es in der Fraktion wieder ansprechen. Dieser Mann hat in dieser Position nichts zu suchen!"
Auch die Regierungspartei geht auf Distanz. CDU-Generalsekretär Hermann Winkler: „Die Entscheidung hat schon Verwunderung hervorgerufen. Sie ist politisch schwer zu erklären."
Und der frühere Bürgerrechtler, Umweltminister und jetzige Bundestagsabgeordnete Arnold Vaatz (CDU): „Jeder sollte seine Chance bekommen. Aber frühere Funktionäre für ihre Tätigkeit in der DDR zu belohnen, ist nicht richtig. Ich habe mich nach 1990 im Landtag für eine härtere Gangart eingesetzt. Aber da waren zu viele dagegen."
Heute Abend (20.15 Uhr) befasst sich auch der MDR in seiner Sendung „Exakt" mit dem Fall Jelinek.
(Peter Jelinek, Ex-Polizeichef von Freiberg, gab 1989 den Befehl zu Gewalt gegen Flüchtlinge. Heute ist der 53-jährige Polizeidirektor in Sachsens Innenministerium)
(von Erik Kiwitter)