Freie Presse - Online, 28.05.2001
Mittlerer Erzgebirgskreis: SPD-Landratsbewerber: Schulnetzplan gehört in den Mülleimer
Lutz Bode will im Falle eines Wahlerfolges am 10. Juni alle Schulstandorte im Kreis erhalten – Außerdem plädiert er für mehr Ausbildungsplätze im Landratsamt
ZSCHOPAU. Die Gesprächsrunde mit dem wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Enfant terrible des sächsischen Landtages,
Karl Nolle, sowie Landratskandidaten Lutz Bode in Zschopau erwies sich als Magnet. Mit mehr als 40 Besuchern war der Klub der Volkssolidarität rappelvoll. Motto der Veranstaltung: „MEK 2000 plus zehn“.
Dennoch dauerte es nach der Vorstellung der Kandidaten und allgemeinem Geplänkel zur speziell wirtschaftlich schlechten Lage des Freistaates 40 Minuten, bis endlich konkrete Aussagen zu Änderungsvorschlägen der Sozialdemokraten zu hören waren. Mit weniger Steuern, geringeren Sozialversicherungsbeiträgen, der Förderung des Niedriglohnbereiches und einer breitgestreuten Unterstützung klein- und mitelständischer Betriebe anstelle der bisher betriebenen Leuchtturmpolitik will Karl Nolle Sachsens Wirtschaft ankurbeln – wenn das sächsische Wählervolk den gebürtigen Hannoveraner und Wahldresdner sowie die SPD nur lässt. Dafür will Druckereibesitzer (60 Mitarbeiter) notfalls Kredite aufnehmen, würde dafür auch keine höhere Veschuldung des Landes scheuen. Ansonsten empfahl sich Nolle erneut mit markigen Sprüchen, mehr oder weniger diskreditierenden Spitzen gegen CDU-Politiker und Milchmädchenrechnungen als „einziger Politiker aus der Wirtschaft“.
Für mehr Entscheidungsfreiheit der Kommunen zur Lösung ihrer Haushaltsaufgaben und mehr Geld für Investitionen in den Gemeinden möchte sich Lutz Bode als Landrat stark machen. Vorausgesetzt, es gelingt ihm, seinen „geschätzten Amtsvorgänger“ Albrecht Kohlsdorf abzulösen, so der Bewerber, der sich durchaus bewusst ist, dass er „keine Wunder bewirken kann“.
Weitere Ziele des SPD-Bewerbers: kein weiterer Personalabbau in der Kreisbehörde, um diese arbeitsfähig zu erhalten, erheblich mehr Ausbildungsplätze im Landratsamt, gezielte Marktbeobachtung im Kreis. Große Worte fielen beim populären Thema Schulstandorte. „Die alte Schulnetzplanung würde ich erst einmal in den Mülleimer werfen“, gab sich Lutz Bode kämpferisch. „Ich würde auf jeden Fall alle Standorte erhalten wollen.“
Kritische Fragen zum Thema Stadthalle musste der SPD-Bewerber für den Zschopauer OB-Posten, Hubertus Fröbe, beantworten. „Ich habe die Stadthalle mit Erfolg betrieben“, sagte das Ex-BFW-Mitglied, das jetzt als Parteiloser für die SPD auf den Zschopauer Chefsessel strebt. Gescheitert sei er an den Folgen des erzwungenen Kaufs des Objektes durch die Treuhand sowie die 1997 um das Doppelte erhöhte Vergnügungssteuer.
Als Künstler, der als Quereinsteiger in die Politik dränge, und erfahrener Stadtrat kennt Fröbe seine Miterzgebirger: „Die halten es woanders sowieso nicht lange aus. Deshalb müssen wir kleine, aber feine und intelligente Arbeitsplätze mit günstigen Pachtbedingungen aus Chemnitz zu uns holen. Wir haben die Mittel dazu, wenn auch nicht die finanziellen.“ Gerechtigkeit für den kleinen Bürger wolle er schaffen, beispielsweise die Ordnungsämter wieder zu Einnahmequellen machen, indem sie Falschparker kräftig zur Kasse bitten sollen.
(Martina Brandenburg)