Freie Presse Online, 25.05.2001
Zschopau: „Alte Schulnetzplanung in den Mülleimer“
Landratskandidat Bode gibt sich zu SPD-Gesprächsrunde kämpferisch – OB-Kandidat Fröbe will Chemnitzer Unternehmen nach Zschopau locken
ZSCHOPAU. Die von der SPD initiierte Gesprächsrunde unter dem Motto „Mek 2000 plus zehn“ mit
Karl Nolle, wirtschaftspolitischer Sprecher und „Enfant terrible“ des sächsischen Landtages, Landratsakandidat Lutz Bode und OB-Anwärter Hubertus Fröbe erwies sich am Dienstagabend als Magnet: Mit mehr als 40 Besuchern war der Klub der Volkssolidarität rappelvoll.
Dennoch dauerte es nach Vorstellung der Kandidaten und allgemeinem Geplänkel zur speziell wirtschaftlich schlechten Lage des Freistaates 40 Minuten, bis endlich konkrete Aussagen zu Änderungsvorschlägen der Sozialdemokraten fielen. Mit weniger Steuern, geringeren Sozialversicherungsbeiträgen, der Förderung des Niedriglohnbereiches und einer breitgestreuten Unterstützung klein- und mitelständischer Betriebe anstelle der bisher betriebenen Leuchtturmpolitik will Karl Nolle Sachsens Wirtschaft ankurbeln – wenn das sächsische Wählervolk den gebürtigen Hannoveraner und Wahldresdner und die SPD nur lässt. Dafür will der 60 Mitarbeiter beschäftigende Druckereibesitzer, der sich erneut mit markigen Sprüchen, mehr oder weniger diskreditierenden Spitzen gegen CDU-Politiker und Milchmädchenrechnungen als „einziger Politiker aus der Wirtschaft“ empfahl, notfalls Kredite aufnehmen, scheut dafür auch keine höhere Veschuldung des Landes.
Für mehr Entscheidungsfreiheit der Kommunen zur Lösung ihrer Haushaltsaufgaben und mehr Geld für Investitionen in den Gemeinden möchte sich Lutz Bode als Landrat stark machen. Vorausgesetzt, es gelingt ihm, seinen „geschätzten Amtsvorgänger“ Albrecht Kohlsdorf abzulösen, so der Bewerber, der sich durchaus bewusst ist, dass er „keine Wunder bewirken kann“. Weitere Ziele des SPD-Bewerbers: kein weiterer Personalabbau in der Kreisbehörde, um diese arbeitsfähig zu erhalten, „erheblich mehr Ausbildungsplätze“ im Landratsamt, gezielte Marktbeobachtung im Kreis. Große Worte fielen beim populären Thema Schulstandorte. „Die alte Schulnetzplanung würde ich erst einmal in den Mülleimer werfen“, gab sich Lutz Bode kämpferisch. „Ich würde auf jeden Fall alle Standorte erhalten wollen.“
Kritische Fragen zum Thema Stadthalle musste Hubertus Fröbe beantworten. „Ich habe die Stadthalle mit Erfolg betrieben“, erläuterte das Ex-BFW-Mitglied, das jetzt als Parteiloser für die SPD auf den Zschopauer Chefsessel strebt. Gescheitert sei er an den Folgen des erzwungenen Kaufs des Objektes durch die Treuhand sowie die 1997 um das Doppelte erhöhte Vergnügungssteuer.
Als Künstler, der als Quereinsteiger in die Politik dränge und erfahrener Stadtrat kennt Fröbe seine Miterzgebirger: „Die halten es woanders sowieso nicht lange aus. Deshalb müssen wir kleine, aber feine und intelligente Arbeitsplätze mit günstigen Pachtbedingungen aus Chemnitz zu uns holen. Wir haben die Mittel dazu, wenn auch nicht die finanziellen.“ „Gerechtigkeit für den kleinen Bürger“ will er schaffen, beispielsweise die Ordnungsämter wieder zu Einnahmequellen machen, indem er Falschparker kräftig zur Kasse bittet.
(Martina Brandenburg)