Karl Nolle, MdL

DNN, 22.02.2000

Milbradt will "Riverboat"-Talkshow ins Blockhaus holen

Nie wieder ,Riverboat' auf der "Florentina"
 
DRESDEN. "Nie wieder ,Riverboat' auf der ,Florentina'" - dieser DNN-Beitrag vom 12. Januar um das überholungsbedürftige Motorschiff, von dem seit acht Jahren die Talkshow live aus Dresden kam, war der kleine Anstoß, der später eine riesige Lawine auslöste. So richtig ins Rollen kam diese, als Fernsehdirektor Henning Röhl auf Nachfrage unserer Zeitung betonte, dass die beliebte Talkshow des MDR nach der Sommerpause definitiv nach Leipzig umziehe. Dresden sei immer nur eine Übergangsstation gewesen. Die Entscheidung für Leipzig sei bereits 1991 mit dem Staatsvertrag über die Dreiländer-Anstalt gefallen.
Hier hat der Landessender jedoch die Rechnung ohne seine Zuschauer gemacht. Das "Riverboat" gehört nach Dresden, sagen längst nicht nur die Bewohner der sächsischen Landeshauptstadt. Die Proteststimmen kommen aus der gesamten Region und aus dem Gebiet der alten Bundesländer, wo die Show vom Schiff in Dresden ebenfalls gesehen wird.
Mit dem Gewicht des Protestes von Stadt- und Landespolitikern, aus vier sächsischen Ministerien, von Rundfunkräten und dem MDR-Verwaltungsrat werden die Tausende von Zuschauer- bzw. Lesermeinungen sicher größeres Gehör bei den Sender-Verantwortlichen finden. Neben der CDU-Fraktion des Landtags haben sich jetzt auch Mitglieder der SPD-Landtagsfraktion für den Verbleib der Talkshow ausgesprochen, darunter Dresdens SPD-Chefin Marlies Volkmer, der Landeschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Hanjo Lucassen, und Druckhausbesitzer Karl Nolle. In die lange Liste prominenter Unterzeichner für ",Riverboat' in Dresden" reihten sich inzwischen noch Regierungspräsident Helmut Weidelener, Dresdens 2. Bürgermeister Bernd Ihme, Zoodirektor Hubert Lücker und Schauspielerin Marita Böhme ein. Viele andere Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur haben sich in den drei Wochen, während der sich die DNN zum Sprachrohr der Dresdner gemacht hat, schon mit mehr oder minder drastischen Worten geäußert. Selbst die "Riverboat"-Moderatoren Jan Hofer und Kim Fisher würden nur ungern Abschied von Dresden nehmen, erklärten sie auf Nachfrage.
Indirekt kann neben den Staatsministern Matthias Rößler, Klaus Hardraht, Stanislaw Tillich und Christine Weber auch Finanzminister Georg Milbradt zu den Befürwortern für ",Riverboat' in Dresden" gezählt werden. Milbradt macht sich zur Zeit für das Blockhaus als künftigen Veranstaltungsort stark, sagte Ministeriumssprecherin Vera Kretschmer. Das historische Gebäude am Neustädter Elbufer, das schon einmal "Riverboat"-Schauplatz war, sei dem MDR angeboten worden. Dort will man alle Alternativen, einschließlich des neuen Schiffes des ehemaligen "Florentina"-Pächters, sorgfältig prüfen. Mit großer Hoffnung bauen die Dresdner, Radebeuler, Meißener, Freitaler oder Dippser Bürger auf die Entscheidung für den gewachsenen Standort Dresden. Auch gestern mischten sich wieder Empörung und Hoffnung am Unterschriftenstand im Kaufpark Nickern, den zahlreiche Menschen aufgesucht haben. Rund 15000 Bürger kämpfen für ",Riverboat' in Dresden", so der Stand von gestern.
Auch wenn die DNN die direkte Unterschriftensammlung jetzt vorerst aussetzt, können jederzeit noch Meinungsäußerungen und Unterschriften per Post oder Fax eingesandt bzw. persönlich in der Geschäftsstelle, Hauptstraße 21, abgegeben werden.
Zum Auftakt der Unterschriftenaktion "Ja zu ,Riverboat' in Dresden" schenkten OB-Gattin Pia Wagner und DNN-Chefredakteur Dirk Birgel am Goldenen Reiter Kartoffelsuppe aus. Foto: Archiv
Regierungspräsident Helmut Weidelener:"Die Sendung gehört zu Dresden. Jeder, der ,Riverboat' gesehen hat, verbindet es mit einem Boot auf der Elbe in Dresden. Es wäre jetzt unverständlich, wenn die Show verlegt werden würde."
"Zuallererst ist ,Riverboat` eine typische Dresdner Sendung. Sie ist auf der Elbe geboren und gehört deshalb hier hin. In Dresden sollte die Show deshalb auch fortgesetzt werden", äußerte sich der Ortsamtsleiter Prohlis Martin Stein.
Gewichtheber Marc Huster befürwortet den Standort Dresden. "Es ist eine traditionelle Sendung, die in die Landeshauptstadt gehört. Außerdem muss ich dann nicht so weit fahren, wenn ich mal wieder eingeladen werde."
"Die Sendung gehört einfach nach Dresden und auf die Elbe. Wenn ,Riverboat` nach Leipzig gehen würde, wäre das sehr schlecht. In einem Hotel fehlt einfach das Flair", ist sich Schauspielerin Marita Böhme, die schon zweimal Gast bei "River-boat" war, sicher.
Bernd Ihme, Ordnungsdezernent: "Die Talkshow wird mit der Elbe und auch mit Dresden identifiziert. Wenn man ein erfolgreiches Projekt verschiebt, ändert man etwas. Und etwas Erfolgreiches ändert man nicht straflos."
Zoo-Direktor Hubert Lücker ist absolut dafür, dass die Show in Dresden bleibt. "Mir fehlt einfach die Vorstellung einer solchen Show auf der Pleiße. Bei allem Verständnis für Leipzig, aber das geht nun wirklich nicht."
Meine Meinung
"Riverboat" bleibt - wetten, dass
(Von Dirk Birgel)

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