Freie Presse, 06.06.2003
Wer wird Millionärin?
Das große Quiz um Wasser, Weber und Pensionen
Guten Abend, liebe Zuschauer. Wir begrüßen Sie zu einer neuen Ausgabe unserer Quizshow „Wer wird Millionärin?" Bei unserem Moderator Günter Güll ist heute Frau Weber aus Sachsen zu Gast. Sie hat sich ein wenig verspätet, weil ihr Dienstwagen nicht mehr der neueste ist. Das Auto wurde im letzten Winter ein bisschen überstrapaziert. Aber nun ist die Kandidatin eingetroffen und wir gehen ins Studio zu Günter Güll.
Günter Güll: Frau Weber, erzählen Sie uns doch etwas über sich.
Frau Weber: Ich arbeite im Sozialwesen, bin 54 Jahre alt und werde bald in Pension gehen. Aber nicht jetzt gleich. Ich muss erst noch ein wenig Geld verdienen.
Günter Güll: Das ist unser Stichwort. Fangen wir an! Das Thema unseres Quizabends sind Flutkatastrophen und Flutschäden.
Frau Weber: Das ist schön. Damit kenne ich mich aus. Mit Katastrophen nicht so sehr, aber bei den Schäden bin ich ziemlich fit.
Günter Güll: Wir beginnen mit einer 100-Euro-Frage.
Wie wohnt man in Zschopau am Birkberg?
a) in einer Hanglage, b) in einer Schieflage, c) in einer Geldanlage?
Frau Weber: Ich würde sagen, das kommt darauf an, wer man ist. Richtig? Habe ich es doch geahnt. Bekomme ich jetzt die 100 Euro?
Günter Güll:. Die sollen Sie eigentlich riskieren, um am Ende die Million gewinnen zu können.
Frau Weber: Na schön, für Geld riskiert man ja so einiges.
Günter Güll: Die nächste Frage ist ganz einfach.
Wo fließen die Flüsse hangaufwärts?
a) in der Bibel, b) auf dem Mond, c) in Zschopau auf dem Birkberg?
Frau Weber: Darf ich mich mit meinem Prominenten beraten? (Die Kandidatin tuschelt mit Sachsens Innenminister.)
Der Minister: Wir möchten das Thema wechseln! Statt Flüsse nehmen wir lieber Oberflächenwasser.
Günter Güll: Gut.
Wer watete bis zu den Knien im Oberflächenwasser?
a) Jesus, b) das Marsmännchen, c) eine einzelne Frau auf dem Birkberg?
Frau Weber: Na, das weiß ich doch ganz genau!
Günter Güll: Ich find Sie richtig gut. Die Kandidaten vor Ihnen haben alle auf Jesus getippt. Die nächste Frage wird Ihnen bestimmt auch gefallen.
Was heißt SAB?
a) Sächsische Aufbaubank, b) Selbstbedienungs- und Abgreif-Bank, c) Sozialministerins Aufbau-Büro?
Frau Weber: Das ist knifflig. Hat die Ministerin das Geld nicht zurückgezahlt? Hat sie? Muss sie jetzt neues Geld kriegen? Schwierig.
Günter Güll: Sie dürfen gerne Ihren Telefonjoker setzen! Wen wollen Sie anrufen? Ach, den Zschopauer Oberbürgermeister? Halten Sie das für klug? Der OB hat ja des öfteren Gedächtnislücken gehabt, zuletzt als es um diesen Fördermittelantrag ging ...
Frau Weber: Genau darum halte ich ihn ja für klug.
Günter Güll: Na gut. Welche Nummer sollen wir wählen?
Frau Weber: Nicht nötig, ich habe mein Handy dabei.
Günter Güll: Aber Frau Weber, das kostet doch! Falls Sie nichts gewinnen, ärgern Sie sich schwarz.
Frau Weber: Nein, Herr Güll, der Steuerzahler ärgert sich schwarz. Aber das tut der doch in einem fort.
(Die Kandidatin telefoniert einige Stunden. Danach hat der Moderator die Frage vergessen.)
Günter Güll: Nun müsste aber allmählich mal die Millionenfrage dran sein.
Wer ist kein Flutopfer?
a) Noah, b) Grimma, c) die einzelne Frau auf dem Birkberg?
(Die Kandidatin möchte ihren Publikumsjoker einsetzen.)
Günter Güll: Okay! Im Publikum sehe ich Sachsens Ministerpräsidenten. Wollen wir hören, was
er zu sagen hat?
Der Ministerpräsident: ..................
Günter Güll: Das ist nicht falsch! Frau Weber, in Anbetracht dessen, wer Sie sind, lassen wir das gelten. Gratuliere, Sie haben Ihre Million gewonnen. In 52 Tagen haben Sie unser Geld auf Ihrem Konto. Was wollen Sie damit machen?
Frau Weber: Ich denke, ich nehme mir einen Rechtsanwalt, der dafür sorgt, dass ich meine Flutopferhilfe zurückbekomme.
(Mario Ulbrich)