BILD-Zeitung Dresden, 10.09.2003
Nolle fordert – Jetzt muss Tiefensee ran
Ein Jahr vor Landtagswahl SPD in Kandidaten-Not
DRESDEN. Die Sachsen-SPD im Jammertal! Ein Jahr vor der nächsten Landtagswahl ist weit und breit kein Kandidat in Sicht, den die Sachsen zum neuen Ministerpräsidenten wählen würden. Keiner? Halt, das ist ja noch Leipziger Erfolgs-Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (47).
Doch dem wurde bisher wenig Neigung nachgesagt, als Herausforderer von MP Georg Milbradt (58, CDU) antreten zu wollen. Insider: „Er will sich als Leipziger Oberbürgermeister vor Ort lieber um Olympia kümmern.“ Sogar Ambitionen mal Bundeskanzler zu werden, werden Tiefensee nachgesagt.
SPD-Schwergewicht
Karl Nolle dagegen: „Tiefensee hat sich noch nicht entschieden. Er allein ist in der Lage, die absolute Mehrheit der CDU in Sachsen zu kippen. Er sollte antreten!“
In der Lausitzer Rundschau behauptete Fraktionschef Thomas Jurk (41): „Mit Wolfgang Tiefensee sind die Chancen auf einen Wahlerfolg am besten. Er scheint auch nicht abgeneigt.“
Außer Tiefensee kämen nur noch Jurk selbst und SPD-Landeschefin Constanze Krehl (47) als Kandidaten in Frage. Doch keiner ist scharf auf die Rolle. Kein Wunder: Die Sachsen-SPD erreichte zu letzten Landtagswahl 1998 gerade 10.7 Prozent der Wählerstimmen (PDS: 22,2; CDU: 56,9 Prozent).
Der umworbene Tiefensee hüllt sich auf BILD-Anfragen unterdessen in Schweigen. Noch!
Leipzigs Stadtsprecherin Kerstin Kirmes (48) orakelt: „Das ist Sache der Partei. Und die wird im Frühjahr entscheiden, wer ihr Spitzenkandidat wird...“.
(Andreas Harlass)