Dresdner Morgenpost, 24.11.2003
Landtagswahl: Sachsens SPD sucht den Superstar
DRESDEN - Frag doch mal die Mitglieder: Weil Sachsens SPD Führung nicht mehr weiterweiß, soll nun erstmals die Parteibasis per Urwahl den Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2004 bestimmen.
Bisher haben die Landesvorsitzende Constanze Krehl (47) und Fraktions-Chef Thomas Jurk (41) ihren Hut in den Ring geworfen. Noch bis 2. Januar können sich weitere Kandidaten melden oder vorgeschlagen werden. Danach gehen die Kandidaten auf Tournee durch die zehn Partei-Bezirke. Die Moderation übernimmt Alt-Mitglied Peter Adler, der aus dem Landtag ausscheidet. Am 1. Februar sind dann Sachsens 4800 Sozialdemokraten zur Urabstimmung aufgerufen.
Doch weder Krehl noch Jurk wird zugetraut, die SPD aus ihrem 10-Prozent-Allzeit-Tief herauszuholen, geschweige denn Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) von seinem absoluten Thron zu stoßen. Hauptproblem: Krehl und Jurk sind den Sachsen kaum bekannt. Trotzdem geben sie sich angriffslustig: Krehl will „Milbradts absolute Mehrheit brechen", Jurk „die Bastion Georg Milbradt stürmen". Extra ausersehen für diese Aufgabe war eigentlich Leipzigs OB Wolfgang Tiefensee. Doch der hatte vor zwei Wochen aus olympisehen Gründen kapituliert.
Bliebe der SPD noch ein Promi-Import, um mit einem bekannten Gesicht um die Wählergunst zu buhlen. Doch das will sich offenbar keiner antun. Und auch Sachsens wohl prominentestes SPD-Mitglied hat schon abgewinkt: „Ich unterstütze Thomas Jurk und werde nicht gegen ihn antreten", erklärte SPD-Wirtschaftsexperte und Chefaufklärer
Karl Nolle.
(Von Stefan Locke)