Sächsische Zeitung, 03.01.2004
Vom Einfall zum Reinfall
Sächsisch betrachtet von Gunnar Saft
WER sich in der Politik etwas einfallen lässt, hat hinterher nicht immer gute Karten. Auch für Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt reißt der Ärger wegen seiner offiziellen Weihnachtspostkarte nicht ab. Zur Erinnerung: Die Werbeabteilung der CDU hatte dem Regierungschef einen Osterhasen in die Hand gedrückt und dann beide vor einem Christbaum postiert. Überschrieben war das Foto mit einem flotten Spruch: „Sachsen – wieder einen Schritt voraus“. Ein Satz, mit dem übrigens der PDS-Landtagsabgeordnete Heiko Hilker seit Jahren auf seiner Internetseite für sich wirbt. Doch Hilker nahm die Anleihe gelassen und grinste nur: „Die CDU ist nun endlich dort, wo wir schon lange sind.“ Allein die Kirche zeigt sich nicht so tolerant wie der Post-Kommunist. Das Motiv sei unchristlich und verkitscht, wettert Hannovers Landesbischöfin Margot Käßmann und will Milbradt nun am liebsten die Ohren lang ziehen. Dies tut aber nicht nur weh, sondern würde das Problem auch nicht lösen – selbst wenn Milbradt dann nächstes Weihnachten wieder allein vorm Baum stehen sollte.
AUF verwegene Ideen brachte Justizminister Thomas de Maizière (CDU) jetzt Journalisten, als er ihnen Beispiele für Verordnungen aufzählte, die allesamt abgeschafft gehören: So sei sogar für das ungestörte Pullern in Kindertagesstätten per Amtsdeutsch eine 1,20 Meter hohe „Schamwand“ vorgeschrieben. Die Presse reagierte in dem Fall aber anders als erwartet und fand die Regelung ausbaufähig. Das wäre doch etwas für den Landtag, wo sich die Abgeordneten ständig die Diäten erhöhen, befand ein Kollege. Allerdings müsse die Scham-Mauer dort mindestens zehn Meter hoch sein.
EINEN ungewollten Effekt erzielte auch der SPD-Abgeordnete
Karl Nolle mit seiner Silvesterbotschaft, die er traditionell per Handy verschickte: „Der Kluge kann sich dumm stellen, wenn er will. Das Gegenteil ist schon schwieriger“, zitierte er Kurt Tucholsky. Leider erhielten einige Empfänger dank technischer Unwägbarkeiten diesen Spruch gleich dreimal hintereinander und fühlten sich dadurch vorgeführt. Um neuen Missverständnissen vorzubeugen, hier schnell unsere Antwort: Danke Herr Nolle, aber wir hatten Sie wirklich alle schon beim ersten Mal verstanden!