Karl Nolle, MdL

Agenturen dpa/sn, 07.01.2004

Dubiose E-Mails vom MDR

Mitarbeiter muss zunächst gehen
 
Im Zusammenhang mit dubiosen E-Mails an SPD-Mitglieder hat der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) seinen freien Mitarbeiter Ronald Lässig vom Bildschirm genommen.

Lässig, von dessen Computer im MDR Mails mit verfälschten Aussagen des SPD- Landtagsfraktionschefs Thomas Jurk verschickt wurden, ist bis zur Klärung des Vorfalls nicht mehr für den MDR tätig. Das teilte der Sender am Mittwoch mit. Lässig agierte nach eigenen Angaben zeitweise als Sprecher der SPD-Landesvorsitzenden Constanze Krehl und will sich um ein Landtagsmandat bewerben.

In den Mails waren Presseäußerungen des SPD-Fraktionschefs zu einer Zusammenarbeit mit der PDS verfälscht worden. Die Mails wurden an SPD-Mitglieder verschickt. Lässig, der Sprecher in der Nachrichtensendung "mdr aktuell" ist, hatte am Dienstag Journalisten gegenüber dementiert, die Mails in Umlauf gebracht zu haben. Am Mittwoch blieb er einem Gespräch mit dem MDR-Chefredakteur fern. "So konnte er nicht dazu offiziell befragt werden", sagte Sprecher Eric Markuse auf Anfrage. Der Vorgang werde eingehend geprüft.

In der SPD-Landtagsfraktion wurde am Mittwoch vermutet, mit den Mails sollten die Chancen von Jurk bei der bevorstehenden Urwahl des SPD-Spitzenkandidaten zur Landtagswahl geschmälert werden. Er will dabei gegen Landesvorsitzende Krehl antreten. Krehl distanzierte sich unterdessen von den Mails und verlangte eine lückenlose Aufklärung. Zugleich verwies sie darauf, dass Lässig weder ihr Sprecher noch der des Landesverbandes ist und war.

Der Vorgang wird voraussichtlich an diesem Donnerstag auch die Spitzengremien der SPD beschäftigen, die zu außerplanmäßigen Sitzungen einberufen wurden. Einziger Tagesordnungspunkt sind "weitere Verfahrensvorschläge zur Vorbereitung der Regionalkonferenzen" vor der Urwahl. Parteiintern wird unter anderem spekuliert, dass einer der beiden Kandidaten seine Bewerbung zurückzieht und der Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 19. September dann auf einem Parteitag gewählt wird. Zu Wochenbeginn gab es ein Treffen der beiden, das vom früheren Partei- und Fraktionschef Karl-Heinz Kunckel moderiert wurde. Über den Inhalt des Gespräches wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Urwahl am 1. Februar wäre die erste in der Geschichte der sächsischen SPD. Dazu sind rund 4700 Mitglieder aufgerufen. Dem Beschluss zur Urwahl war die Absage von Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee vorausgegangen, der bis dahin als potenzieller Spitzenkandidat und Hoffnungsträger der SPD galt.
dpa

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