Sächsische Zeitung, 07.01.2004
SPD-Machtkampf - MDR-Moderator nach Falschmeldung unter Druck
Der Leipziger MDR-Moderator Ronald Lässig, der für die SPD als Direktkandidat zur Landtagswahl antreten will, steht unter Verdacht, im parteiinternen Machtkampf eine gefälschte Meldung der Nachrichtenagentur ddp in Umlauf gebracht zu haben.
Lässig bestätigte gestern der SZ, dass von seinem MDR-Computer eine Mail mit der veränderten Textfassung eines Gesprächs verschickt wurde, welches die Agentur zuvor mit dem SPD-Fraktionschef Thomas Jurk geführt hatte. Entgegen der ursprünglichen Fassung war der neue Text jedoch an drei Stellen umgeschrieben, so dass der Eindruck entstehen musste, Jurk fordere die SPD nach der Landtagswahl zu einer Koalition mit der PDS auf. Ein solches Bündnis ist bei den Sozialdemokraten aber heftig umstritten. Vor allem die Landesvorsitzende Constanze Krehl, die sich mit Jurk einen Wettstreit um die künftige SPD-Spitzenkandidatur zur Landtagswahl liefert (siehe auch Seite 1), lehnt dies vehement ab.
Lässig bestritt gestern, Autor der Falschmeldung zu sein, die an verschiedene SPD-Mitglieder verschickt wurde. „Jemand muss meinen Computer dafür missbraucht haben.“ Der Sprecher von Jurk kündigte dennoch juristische Schritte an. Lässig war bereits zuvor dadurch aufgefallen, dass er Krehl bei einem umstrittenen Werbevideo half, welches die Parteichefin an alle SPD-Mitglieder verteilen ließ.
(von Gunnar Saft)